Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

222 Wirkungen der unvollkommenen Krystallisation. 
der New ton Äschen Tabelle fallen, hervorgebracht werden. Drückt 
man alsdann eine dieser Platten zusammen, so wird der Einfluß 
des Drucks sogleich aus die Farben bemerklich, und äußert sich, wie 
in den nicht krystallisirten Platten. Ich habe diese Versuche in den 
Amiales de Cliimte et de Pliyskjue, Dec. 1816 zur öffentlichen 
Kenntniß gebracht. 
Bei Anwendung des nämlichen Verfahrens einer solchen Kreu 
zung der Platten zur Untersuchung des Einflusses, den die Wärme 
auf die polarifirenden Kräfte äußert, fand Fresnel, daß derselbe 
sehr deutlich in denjenigen Substanzen hervortritt, welche durch die 
Warme zersetzt werden, wie z. B. im Fraueneise. Mit Verände 
rung der Temperatur sieht man die Farben schnell ihre Stelle in 
der Ordnung der Ringe ändern, was selbst dann noch erfolgt, wenn 
die Erhitzung durch Eintauchen in ein homogenes Mittel bewerkstel 
ligt wird. Hierin, so wie in der Beschaffenheit und Gleichförmig 
keit der sich zeigenden Farben scheint diese Erscheinung wesentlich 
von denjenigen verschieden, welche die ungleiche Fortpflanzung der 
Wärme in den nicht veränderlichen Krystallplatten hervorbringt, und 
die blos den, von nicht krystallisirten Platten hervorgebrachten, Er 
scheinungen analog sind. 
Endlich reicht die bloße Erzitterung (fremissement), welche die 
Glasplatten erfahren, wenn man Längenschwingungen in ihnen er 
weckt, hin, ihre Theilchen in eine wechselseitige Abhängigkeit der 
Lage und Bewegung zu versetzen, welche ihnen das Vermögen er 
theilt, die Polarisation der, während sie sich in diesem Zustand be 
finden, durch sie hindurchgehenden, Stralcn zu modificiren. Um 
diese Erscheinung zur Wahrnehmung zu bringen, nehme man eine 
etwas lange Platte z. B. von zwei Meters, bringe sie auf die Rich 
tung eines polarisirtcn Strals, gerade als wenn es eine gehärtete 
Glasplatte wäre, die man prüfen wollte; darauf, nachdem man sich 
gehörig überzeugt hat, daß sie kein Polarisirungsvermögen äußert, 
wenn sie sich in Ruhe befindet, oder blos so schwache Spuren des 
selben, wie sie in einer etwas dicken Glasplatte kaum zu vermeiden 
find, streiche man eine ihrer Hälften der Länge nach, während man 
die andre immer auf der Richtung der Stralen festhält. Jeder 
Strich bringt einen sehr lebhaften Blitz auf dem schwarzen Glase 
hervor, welches zur Verschluckung der, bei ihrer ursprünglichen Po 
larisation verbliebenen, Stralen angebracht ist. Die Farben, welche 
sich hiebei zeigen, sind gleich denen angeordnet, welche durch die 
Härtung entstehen würden; und ändern sich mit der Art, so wie 
mit der Stärke der Schwingungsbewegung, in welche man die 
Platte versetzt. Versucht man, diese Farben durch die von dünnen 
Krystallblättchen zu compenfiren, so findet man, daß sie im schwin 
genden Glasstrcifen zwei Aufeinanderfolgen abwechselnder Zustände 
andeuten, die sich in der Richtung ihrer Axen rechtwinklig einander 
entgegenstehen oder successiv in der Beschaffenheit ihrer Wirkungen
	        
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