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Theorie der Farben
das Gesetz dieses Anwachsens kennen zu lernen, den Durchmesser
eines und des nämlichen Ringes bei verschiedenen Graden der Schiefe,
wobei er den Maßstab an irgend eine beliebige, nur allemal die näm
liche, Farbe legte; und schloß hieraus auf die Dicke der Luft, durch
welche bei den verschiedenen Graden der Schiefe diese Farbe zurück
geworfen ward. Km aber diese Messungen bis auf die größten Ein
fallswinkel auszudehnen, wo die Gesichtslinien sehr schief gegen die
Luftschicht werden, sah er sich genöthigt, vorn Gebrauch der Objec-
tivglaser abzugehen und Statt ihrer Prismen anzuwenden. Denn
wegen der geringen Krümmung der Objectivglaser sind die Licht-
stralen, welche von ihrer zweiten Oberstäche in die Luftschicht über
treten, den einfallenden Stralen immer beinahe parallel. Wenn sie
also sehr schief gegen die Luftschicht werden sotten, müssen die Ge-
sichtsstralen beinahe ganz die nämliche Schiefe gegen die Einfalls
oberflächen haben. Dann verunstaltet die Krümmung des obern Gla
ses die Ringe; und sowohl vermöge dieses Umstandes, als wegen der
ungünstigen Lage des Auges, werden die Messungen der Durchmesser
schwierig und unsicher. Man umgeht diese Quellen der Irrung da
durch, daß man die Ringe zwischen Prismen durch ein gebrochenes
Licht hervorbringen läßt, welches, durch eine Fläche ein- und durch
eine andre austretend, unter den größten Einfallswinkeln in die
dünne Schicht eintreffen kann. Um sich aber hiebei durch die Wir
kungen der Zerstreuung nicht gestört zu sehen, muß dies Licht ein
fach und homogen seyn. Ausführlichere Erörterungen über das hiebei
anzuwendende Verfahren findet man in meinem größer» Werke. Hier
füge ich blos eine Tabelle bei, welche Newton durch Verbindung
der Resultate dieser Methode mit denen, die er durch die Objectiv-
gläser erhalten hatte, fand« Sie erstreckt sich auf alle mögliche
Winkel, unter denen die Stralen in die Luftschicht austreten kön
nen, von o° bis 90°.