Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Chemische Wirkungen des Nichts. 
Wenn man bei einem der beiden vorigen Versuche violettes 
oder blaues Lichc anstatt weißen Lichts anwendet, entweder, indem man 
die durch das Prisma geschiedenen Stralen dieser Art anwendet, oder 
auch das weiße Licht durch violette oder blaue Glaser einfallen läßt, 
welche nur so gefärbte Stralen durchlaffen, so erfolgen die Erschei 
nungen noch auf dieselbe Art, nur mit minderer Intensität, als vor 
hin^; ja man hat gefunden, daß selbst über den sichtbaren violetten 
Rand des Spectrums hinaus noch Stralen vorhanden sind, welchen 
diese Wirkung zukommt; dahingegen äußern die gelben und rothen 
Stralen, wenn man sie gesondert einwirken läßt, nur ein unmerk 
liches oder höchstens durch lang dauernde Einwirkung merklich wer 
dendes, Vermögen dieser Art, in Bezug auf welchen Unterschied meh 
rere belehrende Versuche im ersten Cap. des neunten Buchs ange 
führt werden. 
Gewisse Salze, deren Basen ihren Sauerstoff verhaltnißmäßig 
leicht abtreten, vermögen durch organische Substanzen, z. B. Aether, 
worin sie gelöst sind, öfters nur unter dem Einfluß des Sonnen 
lichts desoxydirt zu werden, und in so fern die Salze von niedern 
Oxydationsstufen häufig ungefärbt oder anders gefärbt, als die höheren 
Oxydationsstufen find, lassen sich hiedurch viele interessante Entfar- 
bungsversuche und Farbenverbindungen hervorbringen 
Salze, welche Krystallwasser enthalten, verlieren dasselbe in 
der Sonne, und zwar nach Vogel weit schneller hinter blauem, 
als hinter rothem Glase. Concentrirte Salpetersäure zersetzt sich, 
im Lichte in Sauerstoffgas und salpetriger Säure, und zwar findet 
dieses nach Seebeck hinter weißem und blauem, nicht hinter gelb- 
rothem Glase Statt. Viele reine oder mit Säure vereinigte Me 
talloxyde entwickeln am Lichte allen Sauerstoff, oder einen Theil 
desselben oder zerfallen in Metall und eine höhere Oxydationsstufe 
(vergl. S. 275), 
Endlich erfahren auch viele organische Stoffe durch das Licht 
sehr bemerkenswerthe Veränderungen. Hinlänglich bekannt ist in die 
sem Bezug die entfärbende Wirkung, welche es auf die meisten Pflan- 
zenpigmente äußert * ** ***m f so wie, daß lebende grüne Pflanzentheile 
* Bei dein Gcmcng aus Chlor und Wasserstoff erfolgt nach Gay»Lussac 
und Thenard die Verbindung unter blauem Glase zwar ohne Explosion, aber 
doch sogleich. Bischof erhielt auch hier bei heiterm Sonnenlichte einmal Ver 
puffung. 
** Hicher gehört die Entfärbung der wcingcistigen Lösung des rothen schwe- 
fclblaus. Eisenoxyds, ferner der Bestuschcffschen Ncrventinctur, der ätherischen salzs. 
Gold- und Platinlösung. — Die ätherische Lösung des gelbe» salzs. Uranoxyds 
wird nach Gehler durch Licht zu dunkelgrünem salzs. Uranoxydul u. s. w. Wie 
es scheint, erzeugt sich bei diesen Desoxydationen im Aether Säure. Mehrere 
dieser Präparate nehmen im Dunkeln ihre vorige Färbung wieder an, und könne« 
so abwechselnd entfärbt und wieder gefärbt werden. 
*** Mehrere Pflanzcnsubstanzcn werden anstatt entfärbt, vielmehr anders 
gefärbt. Guajakharz, in Alkohol aufgelöst, giebt eine Tinktur, die unter Einwir- 
Bioe's Experimental-Physik. V. ' 18 
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