Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Chemische Wirkungen dc6 Lichts. 
unter Einwirkung des Lichts die Kohlensäure zerlegen und Sauer 
stoffgas aus ihr entwickeln. 
Man pflegt gewöhnlich die chemischen Wirkungen des violetten 
und der nahe liegenden Farbenstralen, so wie des weißen Lichts auf 
Desoxydation oder Hydrogenisation zurückzuführen; und andrerseits 
glaubten Göthe und Ritter dem rothen Ende des Spectrums eine 
entgegengesetzte, nämlich eine oxydirende, Wirkung beilegen zu kön 
nen, insofern geschwärztes Chlorsilbcr hier ausbleicht. Allein Fischer 
(s. Schrift. S. 57), wiewohl er diese Erfahrung bestätigt fand, hat 
doch gezeigt, daß selbst gelbes und rothes Licht eine Bräunung des 
Hornsilbers bewirken, wenn man Sonnenlicht lange (z. B. vierzehn 
Tage) auf das unter gelben oder rothen Glasern befindliche Präparat 
wirken laßt, wonach cs wahrscheinlich wird, daß alle Farbenstralen 
sich blos quantitativ, aber nicht qualitativ in ihrer Wirkungsart 
unterscheiden, und diesem dient noch mehr zur Bestätigung, daß die 
Wirkung des weißen Lichts, anstatt schwächer, vielmehr stärker und 
von derselben Art als die des violetten und jedes andern farbigen 
Lichts ist Uebrigens nimmt diese Wirkung in jedem Fall mit der 
Intensität des Lichts zu 
Genau genommen scheint mir in den Erfahrungen nichts zu 
liegen, was entweder einseitig auf eine dcsoxydirende oder oxydirende 
Wirkung des Lichts schließen lasten könnte, vielmehr scheint es blos 
auf ähnliche Art die Vcrwandtschaftsverhältniste der Substanzen zu 
ändern, als wir dies von der Elektricität kennen gelernt haben, und 
dann entsprechende Zersetzungen und neue Verbindungen hervorzurufen. 
Zn der That beobachtet man öfters vom Licht auch deshydrogeni- 
strende Wirkungen. So setzte Rußland Auflösungen von gleichen 
Quantitäten Phosphor in Sauerstoffgas, Stickstoffgas, Wasserstoff- 
gas, Kohlensäure und Ammoniack hinter rothen und blauen Gläsern 
dem Lichte aus. Das allgemeine Resultat war, daß hinter Blau die 
fang des Lichts giiin wird. — Die Aloetinktur hat frisch bereitet eine bleiche gclb- 
rothc Farbe; setzt man sie aber auch nur kurze Zeit dein Lichte hinter violetten 
und blauen Gläsern aus, so wird sic dunkel blutroth, während in den minder 
brechbaren Stralcn auch nicht die geringste Farbcnvcränderung eintritt. 
* Andrerseits ist doch nicht zu laugncn, daß der Umstand, daß Phosphore, 
die durch farbloses Licht zu», Phosphorcscircn gebracht sind, schneller im rothen 
Licht als im Dunkeln verlöschen, einen gewissen Gegensatz des rothen Lichts gegen 
die brechbaren Farbstralen anzudeuten scheint. 
** Fischer über die Wirk. u. s. w. S. 66. — ,,So bedarf — nach F i - 
scher — das Sonnenlicht nur wenige Minuten zur Schwärzung des Horiisilbers, 
während das Tageslicht mehrere Stunden nöthig hat; bei Weitem mehr Zeit als 
dieses crsodert das gefärbte Licht, und unter diesem viel mehr das rothe und gelbe 
als das blaue und violette. Nach diesem würde das Flammen - und zuletzt das 
Mondlicht folgen." In der That erlitt weißes Chlorsilbcr, 6 Stunden lang dem 
durch eine Linse conccntrirtcn Mondlicht ausgesetzt nur eine sehr schwache, kaum 
bemerkbare Farbevcrändcrung, so wie auch der Nichtcinfliiß des conc. Moudlichts 
auf selbst für das Licht sehr empfindliche Präparate durch Versuche auf der köuigl. 
Sternwarte zu Paris (vgl. Fror. Not. II. S. 325. Aiim.) bestätigt worden ist.
	        
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