Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Theorie der Farben 
dein durchgelassenen Lichte herrührt, seyn wird; ja ganz schwarz 
würde er seyn, wenn alles Licht zurückgeworfen werden könnte. 
Dieser äußerste Fall tritt jedoch bei Weitem nicht ein, denn in allen 
durchsichtigen Körpern, mit welchem Mittel man sie auch umgeben 
mag, ist die Zurückwerfung bei dem senkrechten Einfallen stets nur 
sehr schwach. Daß auch die folgenden Ringe einander gegenüber 
liegen, ergiebt sich gleichfalls daraus, daß die Farben in der Ord 
nung, in der sie in beiden Reihen auseinander folgen, Ergänzungs- 
farben von einander sind. Ueberdies aber ist diese Entgegensetzung auch 
noch von Newton direct nachgewiesen worden, indem er die Durch 
messer der Ringe von durchgelassenem Lichte an ihren glänzendsten 
und dunkelsten Stellen maß. Er verzeichnete das Resultat dieser 
Messung in Fig-. 5, Taf. XVII., wo AB, A'B' die Oberflächen 
der Gläser, eines convexen und eines ebenen, sind, die sich in 6 
berühren. Die schwarzen Linien, welche zwischen beiden gezogen 
sind, sind die Abstände dieser Oberflächen in arithmetischer Pro 
gression; die oberhalb geschriebenen Farbcil kommen durch zurückge 
worfenes Licht, die unterhalb geschriebenen durch durchgelassenes zum 
Vorschein. 
Bisher haben wir nur die Farbenringe betrachtet, welche in 
dünnen, zwischen zwei Gläsern enthaltenen, Luftschichten entstehen, 
und haben durch genaue Messungen die Dicken bestimmt, in welchen 
sie sich bilden, theils bei senkrechtem, theils bei schiefem Einfallen. 
Um unsre Kenntnisse über diese Erscheinung zu erweitern, wollen 
wir sie nun auch in andern Substanzen, z.' B. in Wasser, beobachten. 
Hiebei auf die einfachste Weise zu Werke zu gehen, legte Newton 
erst zwei Objectivgläser, ein planes und ein convexes, übereinander, 
als wollte er Farbenringe in einer dünnen Luftschicht hervorbringen, 
und befeuchtete nach dem Erscheinen dieser Ringe die Ränder der 
Gläser leicht, ohne sie aus der Lage zu verrücken. Das Wasser 
glitt sogleich verinöge capillarer Anziehung zwischen sie hinein, und 
nahm, indem es die Luft allmälig verdrängte, die Gestalt des Zwi 
schenraums an, den diese vorher ausgefüllt hatte. Hiedurch entstand 
also eine dünne Wasserschicht zwischen zwei Glasoberflächen, und es 
zeigten sich Farbenringe in derselben, wie vorher in der dünnen Luft 
schicht. Ihre Reihenfolge, so wie die Anordnung ihrer Farben war 
die nämliche, ihre Ausdehnung aber kleiner und ihre Farben schwä 
cher. Newton maß ihre Durchmesser an ihren glänzendsten Stel 
len; die Quadrate dieser Durchmesser folgten der arithmetischen Pro 
gression der ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7. ♦. Er maß sie auch an 
den dunkelsten Stellen, und hier standen ihre Q.uadrate in der Pro 
gression der geraden Zahlen 0, 2, 4, 6...., gerade wie bei der Luft 
schicht. Aber die Durchmesser der Ringe von der nämlichen Stelle 
in der Reihenfolge waren kleiner als in der Luftschicht, im Verhält 
niß von 7 ju 8, wonach die entsprechenden Dicken, welche den 
Quadraten der Durchmesser proportional sind, sich zu einander wie
	        
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