Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

288 Beziehungen Le6 lichtS und der Wärme. 
Augen fallen zu machen, concentrirte Berard durch eine Linse den 
ganzen Theil des Spectrums, der sich vom Grün bis zum äußersten 
Diolet erstreckt und eben so durch eine andre Linse den ganzen Theil, 
der vom Grün bis zum Ende des Roth reicht. Dies letzte Bündel 
vereinigte sich in einen einzigen, für den Augenschein weißen, Punct, 
dessen Glanz die Augen kaum zu ertragen vermochten; dessenunge 
achtet blieb das Chlorsilber über zwei Stunden diesem lebhaften 
Lichte ausgesetzt, ohne eine merkliche Veränderung zu zeigen. Brachte 
er es dagegen in das andre Bündel, dessen Licht weit minder leb 
haft und weiß erschien, so fand es sich in weniger als 10 Minuten 
geschwärzt. Berard schließt aus diesem Versuch, daß die chemi 
schen Wirkungen des Lichts nicht blos von der Wärme abhängen, 
die es in den Körpern entwickelt, indem es in Verbindung mit ihrer 
Substanz tritt, weil nach dieser Annahme das Vermögen, chemische 
Verbindungen hervorzurufen, stärker in den Stralen seyn müßte, 
welche die Kraft zu erwärmen im höchsten Grade besitzen. Vielleicht 
werden indeß diese beide Ansichten minder widersprechend erscheinen, 
wenn man erwägt, daß, nach De Laroche's Versuchen, wesentliche 
Verschiedenheiten zwischen der dunkeln Wärme, welche die Chemiker 
zur Veränderung gewisser Verbindungen, namentlich der Pflanzen- 
farben anwenden, und der Wärme des Spectrums in dem Theil, 
der solche Wirkungen nicht hervorbringt, Statt finden können. Die 
Schwierigkeit würde z. B. verschwinden, wenn die dunkle Wärme, 
welche man künstlich erhält, den ebenfalls dunkeln Stralungen, 
welche am violetten Ende des Spectrums Statt haben, zum Theil 
oder ganz ähnlich wäre, eine Ansicht, in welcher nichts Unmögli 
ches liegt. 
Diese Berardschen Versuche vollenden den Beweis, daß die ver 
schiedenen Theile eines durch das Prisma zerstreuten Sonnenstrals 
in sehr ungleichem Grade das Vermögen besitzen, Gesichtsempfin- 
düng, Wärme und chemische Verbindungen hervorzurufen. Sollen 
wir nun diese drei Vermögen drei besondern Arten von Stralen bei 
messen, die unabhängig von einander existiren, und deren jede nur 
zur Hervorbringung einer einzigen Art von Wirkung geeignet ist'/ 
Wenn dem so ist, so wird auch jede dieser Arten Stralen durch das 
Prisma in eine unendliche Menge verschiedener Modificationen, gleich 
dem Lichte selbst, trennbar seyn müssen, weil die Erfahrung zeigt, 
daß jede der drei Eigenschaften, chemische, erleuchtende und wär 
mende, über eine gewisse Ausdehnung des Spectrums, obschon in 
sehr ungleichen Verhältnissen, vertheilt ist. Diese Annahme führt 
somit nothwendig die Vorstellung mit sich, daß eigentlich drei über 
einanderfallende Spectra, nämlich eins von Wärmestralen, eins von 
chemischen Stralen und eins von Lichtstralen Statt finden. Ferner 
wird inan anzunehmen haben, daß jede der Substanzen, aus wel 
chen das Spectrum besteht, ja selbst jedes der Theilchen von unglei 
cher Brechbarkeit, aus welchen diese Substanzen bestehen, gleich den
	        
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