Beziehungen des Lichts und der Wärme. 289
Tauschen des sichtbaren Lichts mit der Eigenschaft begabt ist, durch
Zurückwersung polarisirt zu werden, und dann sich der Zurückwer-
fungskraft unter den nämlichen Umständen zu entziehen, als die Licht-
theilchen u. s. f. Anstatt in diese Verwickelung von Vorstellungen
einzugehen, wollen wir uns, in Uebereinstimmung mit den Erschei
nungen, denken, das Sonnenlicht bestehe aus einer Vereinigung von
Stralen, die eine ungleiche Brechbarkeit besitzen, und mithin unglei
cher Modificationen durch die Körper fähig sind, welches ursprüng
liche Verschiedenheiten in ihren Massen und Geschwindigkeiten oder
ihren Verwandtschaften voraussetzt. Warum sollten diese Stralen,
die schon in so vieler Hinsicht sich von einander unterscheiden, sämmt
lich auf das Thermometer und unsre Sinne die nämlichen Wärme-
und Lichteindrücke äußern? Warum sollten sie die nämliche Wirk
samkeit besitzen, chemische Verbindungen hervorzubringen oder zu tren
nen? Ist die Annahme nicht sehr natürlich, daß das Sehen mittelst
unsrer Augen nur innerhalb gewisser Gränzen der Brechbarkeit Statt
finden kann, und daß das Zuviel oder das Zuwenig die Stralen
gleich ungeschickt macht, diese Wirkung hervorzubringen? (ft findet
n ja auch das Hören, eine andere Sinnesempfindung, nur innerhalb
gewisser Gränzen der Schnelligkeit der Schwingungen Statt). Viel
leicht würden solche Stralen für andre Augen als die unsrigen sicht
bar seyn; vielleicht sind sie es selbst für gewisse Thiere, und dann
würde das Wunderbare ihrer Wirkung verschwinden, oder vielmehr
sich der allgemeinen Wirkungsart des Lichts anschließen. Mit einem
Worte, man kann sich vorstellen, daß das Wärmvermögen und das
chemische Vermögen in der ganzen Ausdehnung des Spectrums zu
gleich mit der Brechbarkeit sich ändern, aber nach verschiedenen Func
tionen, indem das Minimum des Wärmvermögens am violetten
Ende des Spectrums Statt findet/ und sein Maximum am rothen
Ende; dahingegen das chemische Vermögen, durch eine andere Func
tion gegeben, sein Minimum am rothen Ende hat und sein Maxi-
mum am violetten Ende oder selbst etwas darüber hinaus. Diese
Annahme, die nur der einfachste Ausdruck der Erscheinungen ist,
genügt vollkommen allen denen, die wir in diesem Capitel angeführt
haben, und gestattet selbst, nach bloßen Analogieen die meisten der
selben vorauszusehen. Sind nämlich alle Stralen, welche die Ge-
sichtsempfinbung, die Wärme und die chemischen Verbindungen her
vorrufen, gleichermaßen Licht, so muß wohl eine Zürückwerfung aller
derselben von den glatten Körpern und zwar nach dem nämlichen
Gesetze Statt finden, so daß der Zurückwerfungswinkel dem Einfalls
winkel gleich ist; woraus folgt, daß sie auf gleiche Weise durch die
Concav- oder Convex-Spiegel concentrirt oder zerstreut werden müs
sen. Eben so werden sie auch alle beim Hindurchgehen durch einen,
mit doppelter Brechung begabten, Krystall oder bei der Zurückwer-
! fung von einem Spiegelglase unter einem gewissen Einfallswinkel
polarisirt werden, und, nachdem sie dieser Modifitation theilhaftig
Bivt's Experimental-Physik. V. 19