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in unbegränzlen Mitteln.
Aus dem bloßen Anblick dieser Tabelle ergicbt sich der sehr un
gleiche Gang beider Instrumente. Das mit Leinwand umhüllte erkal
tete weit schneller als das andere. Wir werden sogleich aus drese
Thatsache zurückkommen, welche mit einem der bemerkenswerthesten
Gesetze der Wärmeftralung zusammenhangt. Für jetzt betrachten wir
blos den Gang jedes Apparats für sich, und fangen mit No. 1 an.
Die erste Bemerkung, welche sich darbietet, ist, daß die Tem
peratur des Apparats in den ersten Augenblicken, wo sie viel höher
als die der umgebenden Luft war, sehr schnell abnahm; alsdann
verzögerte sich ihr Sinken in dem Maße, als dieser Ueberschuß klei
ner ward; wonach die strenge Gleichheit der Temperaturen eine
Gränze zu seyn scheint, die nur im Unendlichen erreicht werden
kann. Dies ist ganz analog mit der Art, wie wir die Elektricität
durch Berührung der Luft verloren gehen sahen; auch findet hiebei
das nämliche Gesetz Statt. DaS Sinken des Thermometers im
Apparat in einer unendlich kleinen Zeit laßt sich dem jedesma
ligen Ueberschuß seiner Temperatur über die der umgebenden Luft
proportional setzen. Dies Gesetz beobachtet inan auch bei der Er
warmung der Körper, wenn ihre Temperatur niedriger als die des
umgebenden Mittels ist. Bringt man seinen Ausdruck auf eine
Formel, so vermag man danach vorauszusehen, auf welchem Grade
sich das Thermometer des Apparats in irgend einem Zeitpunct be
finden wird, sobald man blos die Grade kennt, die es für zwei be
kannte Zeitpuncte gezeigt hat. Eine einfache Logarithmenrechnung
reicht hiezu hin, wie fich in meinem größer» Werke erörtert findet,
wo die zu befolgende Rechnungsmethode auf die vorstehenden Ver
suche und viele andere, welche in der Luft und in verschiedenen
tropfbaren Flüssigkeiten angestellt wurden, angewandt ist. Denn die
Art des Fortschreitens ist in allen Mitteln die nämliche, blos seine
absolute Schnelligkeit ändert sich.
Die Entdeckung dieser schönen Resultate verdanken wir New
ton, der, von der Ansicht ausgehend, daß die Temperatur das
Resultat der ganzen freien Wärme eines Körpers sey, den Schluß
zog, daß zwei sich berührende Körper sich in jedem unendlich kleinen
Augenblicke wechselseitig O-uantitäten derselben mittheilen müßten,
welche denen, die jeder besitzt, proportional wären. Newton be
währte dies Gesetz durch directe Versuche; dehnte es aber zu weit
aus, indem er es durch die ganze Stufenfolge der Temperaturen für
daraus zu ziehende Folgerungen gültig hielt. Durch eine zahlreiche
Reihe von Versuchen, welche De Laroche angestellt hat, ist indeß auf
unbestreitbare Weise erwiesen, daß die von Newton angenommene
Proportionalität nur annäherungsweise gültig ist, und zwar mir so
lange für statthaft angesehen werden kann, als der Temperaturunter
schied der sich berührenden Körper sehr gering ist, in dem Maße
aber, als dieser zunimmt, sich immer mehr von der Wahrheit ent
fernt. Zn diesem Fall wächst der Verlust des wärmern Körpers an