Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

dünner Blättchen. 19 
lebhaften Farben und vollkommen regelmäßiger Anordnung. Zuerst 
erblickt man sie an dem Gipfel der Blase, da, wo sie am dünnsten 
ist; in dem Maße aber, als ihre Dicke durch Herabließen des Was 
sers vermindert wird, sieht man die Ringe sich immer mehr ausbrei 
tend und ihre ganze Oberftache einnehmen. Nachdem so nach ein 
ander verschiedene Folgen von Farben in der Mitte der Ringe erschie 
nen sind, bildet sich ein schwarzer Fleck darin, der erst sehr klein ist, 
alsdann sich auch für sein Theil ausbreitet, bis endlich die Blase 
platzt, welches immer die Art ist, wie ihr Ende herbeigeführt wird. 
Da diese Farben sich in größerer Lebhaftigkeit und Ausdehnung zei 
gen, als diejenigen, welche in den dünnen Luftschichten entstehen, 
so lasten sich die Ordnung, di? Aufeinanderfolge und die verschiede 
nen Arten derselben besser unterscheiden. Diese Beobachtung, eine 
der schönsten un Bereich der Physik, ist ein unerläßliches Erfodcr- 
niß, um mit den, jeder Farbenabstufung eigenthümlichen, Charak 
teren vertraut zu werden, eine richtige Vorstellung von ihrer Auf 
einanderfolge zu erhalten, und die Gesetze zu verfolgen, die Newton 
hinsichtlich ihrer Entstehungsart entdeckt hat. Folgendes ist die Be 
schreibung, die er selbst gegeben hat. 
„Zm Aufsteigen vom niedrigsten, mithin dicksten, Theile der 
Blase zum höchsten und zugleich dünnsten, ergaben sich der Beobach 
tung zugleich oder nach einander sieben unterschiedene Farbenreihen 
folgender Ordnung: Noth blau; Roth blau; Roth blau; Roth 
grün; Roth gelb, grün, blau, purpur; Roth gelb, grün, blau, 
violet; Roth gelb, weiß, blau, schwarz. Die Zahl dieser Reihen, 
die Art, wie ihre Farben sich folgen, selbst die Beschaffenheit der 
selben, alles verhält sich ganz in Uebereinstimmung mit unsern frü 
hern Beobachtungen über die, zwischen zwei Glasobcrftächen enthal 
tenen, dünnen Luft- und Wasserschichten." 
„Die drei ersten Folgen von Roth und Blau waren, sagt 
Newton, von einer sehr schwachen und unreinen Farbe, nament 
lich die erste, wo das Roth fast weiß erschien. Zn diesen drei Fol 
gen war kaum eine andre Farbe bemerklich als Roth und Blau; blos 
das Blau (namentlich in der zweiten Folge) zog sich etwas ins 
Grün." 
„Das vierte Noth war auch schwach und unrein; nicht so sehr 
aber als die drei vorigen. Hierauf folgte wenig oder kern Gelb, aber 
eine Quantität Grün, welches sich erst etwas ins Gelb zog und her 
nach in ein ziemlich lebhaftes und deutlich markirtes Weidengrün 
(vert de saule) verwandelte, das alsdann in eine bläuliche Farbe 
ausartete, aber weder Blau noch Violet zur Folge hatte." 
„Zn der fünften Folge zog sich das Grün erst sehr in Purpur 
und ward alsdann glänzender (plus eclataut) und lebhafter, aber 
doch nicht ganz rein. Stuf dieses Noth folgte ein sehr glänzendes 
und tiefes Gelb, aber in geringer Quantität, und welches sich bald 
in ein reichliches Grün verwandelte, das etwas reiner, gesättigter 
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