308 Ueber die Thaubildung.
mel und ruhiger Luft beobachtet wird. Ausführlichere Erörterun
gen über diesen interessanten Gegenstand finden sich ln meinem grö
ßeren Werke.
Fünfzehntes Schaltcapitel.
Ueber die Thaubildung
Ich habe es nicht für überflüssig gehalten, der kurzen Notiz,
die sich von Biot über die Thaubildung zum Schluß des vorigen
Capitels findet, diese etwas ausführlicheren Erörterungen darüber
anzuschließen; da dieser Prozeß für sich Interesse genug und zu
gleich die schönsten Belege für den Einfluß des Wärme-Stralungs-
vermögens auf die Abkühlung der Körper darbietet.
Nur in heitern und windstillen Nachten seht sich der
Thau in beträchtlichen Mengen ab. In bewölkten und ruhigen
Nachten oder bei Wind und Heller Witterung bemerkt man davon
nur einige Spuren; aber niemals bildet sich welcher unter den ver
einigten Einflüssen von Wind und trübem Himmel.
Wenn das Wetter, nachdem es einen Theil der Nacht wind
stille und heiter war, windig und trübe wird, so hört die Bildung
des Thaues nicht nur auf, sondern man sieht selbst den, welcher
die Pflanzen schon befeuchtet hatte, gänzlich verschwinden oder wenig
stens beträchtlich abnehmen. — Eine leichte Bewegung der Luft
begünstigt vielmehr die Thaubildung, als daß sie ihr entgegen wäre.
In Nächten, die gleich still und heiter sind, fallt dennoch der
Thau in sehr ungleichen Quantitäten **. Eben so fällt er häufiger
unmittelbar nach Regen, als nach einer mehrere Tage anhaltenden
Dürre; häufiger bei feuchten, als trocknen Winden, wie überhaupt
alles, was die Feuchtigkeit der Luft vermehrt, die Entstehung des
Thaues zu begünstigen scheint.
Niemals thaut es unter gleichen Umständen häufiger als in hei
tern Nächten, auf welche neblige Morgen folgen. Im Allgemeinen
* Die wichtigste, und iin Folgenden hauptsächlich benutzte, Abhandlung über
die Bildung des Thaues ist die von Wells in den Ann. de Cb. et de Ph.
V. 183; übersetzt in Schwcigg. I. XXII. 187, wo auch die frühern Beobach
tungen zusammengestellt sind. Vcrgl. ferner Harvey in .Ed. J. ofSc. III. 69;
auch in Bibi. uniy. XXVI. 25. XXX. 45. Fror. Not. XII. uo. 13. —
Prevost in Bibi. univ. XXXV. 284. — FlaugI! ergues Drosometer
in Fror. Not. IX. 247.
** Bei den Versuchen, wo cs darauf ankam, die Feuchtigkeitsmengen zu
vergleiche», welche sich unter dieser oder jener Bedingung, unter diesen oder andern
atmosphärischen Umständen, niederschlagen, wandte Wells 10 Gran schwere Flocke»
Wolle an, welchen er die Gestalt eines platten Spyäroids gab, dessen größte Are
ungefähr 2 Zoll betrug.