310 Ueber die Thaubildung.
Einfluß auf die Menge deS Thau's haben, welche die letzteren
befeuchtet
Auch der mechanische Zustand der Körper hat Einfluß auf die
Menge Thau, welche sie anziehen. Sebr dünne Holzspäne z. B.
werden in einem gewissen Zeiträume viel feuchter, als ein dickes
Stück von derselben Substanz u. s. w.
Alles, was dahin wirkt, den Raum des Himmels
zu vermindern, welcher von der Stelle aus, wo der
Körper liegt, übersehen werden kann, vermindert
die Menge Thau, mit welcher er sich bedeckt. Sehr
augenscheinlich thut dies folgender Versuch von Wells dar.
Er brachte in einer stillen und heitern Nacht 10 Gran Wolle
auf ein angestrichenes 4^ Fuß langes, 2 Fuß breites und 1 Zoll
dickes Bret, welches auf 4 sehr dünne Holzstäbe 4 Fuß hoch über
daö Gras gelegt wurde. Zu gleicher Zeit befestigte er auf die un
tere Seite IO Gran Wolle, jedoch ohne sie sehr zusammenzudrücken.
Beide Büschel waren folglich nur einen einzigen Zoll von einander
entfernt und der Wirkung der Luft gleichmäßig ausgesetzt. Indessen
fand sich am andern Morgen, daß der obere Büschel 14 Gran
Feuchtigkeit angezogen hatte, während der untere nur um 4 zuge
nommen hatte. Eine zweite Nacht waren die Feuchtigkeitsmengen
respectiv 19 und 6 Gran u. s. f. — Kleinere Unterschiede bemerkte
man, wenn der zweite Büschel nicht, wie in dem eben angeführten
Versuch, an einer Stelle lag, wo fast nichts vom Himmel sichtbar
blieb, z. B. wenn die Wolle in einer Entfernung von 4 Fuß unter
dem Brots auf dem Grafe lag.
Alle diese Umstände lassen sich angegebnermaßen durch die An
sicht erklären, daß die Körper, welche dem heitern Himmel ausgesetzt
sind, den Wärmeverlust, den sie durch Stcalung nach Oben erici-
den, von diesem nicht wieder ersetzt erhalten. Allerdings, wenn sie
so viel Warme, als sie ausstralen, aus der Erbe und der Luft in
jedem Augenblick wieder anziehen könnten, würde dieser Erfolg nicht
Statt haben können; allein wegen des schlechten Wärmeleitungs-
vcrmögens dieser Stoffe kann dies nicht der Fall seyn Auch
* Eli, viereckiges Blatt Goldpapier wurde auf ein Kreuz geleimt, welches
aus zwei 4 Zoll taugen, ^ Zoll breiten und 1 Zoll dicke» Stücke» leichten Hol
zes bestand, und das Ganze, mit der vergoldeten Seite nach Oben, 6 Zoll hoch
vom Boden der Luft ausgesetzt. Nach einigen Stunden war der Theil des Pa
piers, welcher das Kreuz nicht berührte, mir einer Menge kleiner Tyantropfen
bedeckt, während derjenige, welcher auf dem Kreuz auflag, vollkommen trocken
geblieben war.
** Daß wirklich die Mittheilung der Wärme den Erfolg modificircn könne,
lehr» folgender Versuch von Wells. Ein Trinkglas mit flachem und dicken
Boden wurde senkrecht in lockere Gartenerde so cingcgrabcn, daß der obere Rand
desselben gerade dem Boden gleich war; ein ganz ähnliches Glas wurde mit der
Ocffnung nach Oben daneben gestellt. Am andern Morgen war das erste Glas