Ueber die Thaubildung.
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lehrt die Beobachtung, 1) daß die Temperatur des mit Thau be
deckten Grases immer niedriger als die der Luft ist 2) daß die
Erkaltung der Körper der Erscheinung des Thau's vorausgeht
welches beweist, daß nicht etwa die Thaubildung selbst die Ursach
der beobachteten Erkaltung ist.
Wind und Wolken verhindern die Entstehung des Thaues,
erstrer, indem er beständig wärmere Luftschichten gegen den Körper
treibt ***; letztere, indem sie den vom Körper durch Stralung er
littenen Verlust durch Zurückstralung ersetzen. Letzteres kann nur in
einem um so geringern Grade geschehen, je höher ste sind, wie in
der That mit den Beobachtungen übereinstimmt.
Die hier vorgetragene Theorie deö Thaues erhalt noch mehr
Interesse durch manche Beziehungen und Anwendungen, die sich daran
knüpfen lassen.
Wells leitet daraus die Folgerung ab, daß die auS thierischen
und vegetabilischen Substanzen verfertigten Hygrometer, wenn sie
der Llift bei hellem Himmel ausgesetzt werden, einen höhern Grad
von Feuchtigkeit angeben werden, als wirklich in der Atmosphäre
vorhanden ist, weil sich diese Substanzen, nachdem sie durch ihr
Ausftralen gegen den Himmel erkaltet sind, dadurch allein mit mehr
oder weniger Thau bedecken müssen. Auch steht man ein, daß die
Wärmestralung der gläsernen Hülle, welche bei den Thermometern
das Quecksilber enthält, verursachen kann, daß diese Instrumente
unter die Temperatur der Luft fallen, in welcher sie sich befinden.
Ein Schirm, so angebracht, daß die directe Ausstralung gegen den
Himmel verhütet wird, kann solchen Irrthümern vorbeugen.
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inwendig ganz trocken; während im zweiten Thau befindlich war. Der Boden
desselben zeigte 4-90,7 C., der Boden des cingcgrahenen Glases 13", 3. Ein in
der Luft befindliches Thermometer zeigte 11",6.
* Kleine empfindliche Thermometer auf kurzes Gras gestellt, zeigten oft in
einer stillen »nd heitern Nacht 4° bis fast 8° C. weniger, als ähnliche, deren
Kugel sich 4 Fuß über dem Boden befand. Bei windstillem und heitern Wetter
fängt dieser Temperaturunterschied des Grases und der darüber befindlichen Luft,
an schattigen Orten und wo ein großer Theil des Himmels sichtbar ist, an, fühl
bar zu werden, sobald die Wärme der Alm. abnimmt. Unter ähnlichen Umstän
den dauert er am Morgen bis einige Zeit nach Sonnenaufgang fort. In sehr
finstern Nächten, besonders wenn Wind geht, ist das Gras niemals kälter als die
Luft, bisweilen sogar wärmer. Bon mchrern an verschiedenen Orten angebrach
ten Thermometern waren in derselben Nacht diejenigen die kältesten, die sich an
Orten befanden, wo cs am meisten thaute. — Die Temperatur der Metalle sinkt
selten 1° bis 2 U C. unter die der sie umgebenden Luft, und wenn cs geschieht, so
sind andre Körper noch beträchtlich kälter, als die Atmosphäre.
** Bei trockncr Witterung wurde» 10 Gran auf ein erhöhtes Bret gelegte
Wolle schon um 7°,7 C. fairer als die Luft, che ste die geringste Gewichtszu
nahme erlitten hatte».
*** Setzt man einen Körper bei bewegter Luft aus, so bcschlägt er stärker
auf den Seiten, die nicht vom Winde getroffen werden, mit Thau (Wells,
Ha rv e y).