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Fortpflanzung der Wärme
in Berührung Mît einer beständigen Wärmequelle an, welche un
mittelbar nur auf dieses Ende wirken kann, während der übrige
Theil der Stange durch polirte Schirme gegen ihre Stralung ge
schützt ist. Bei so getroffener Anordnung wird die Wärme anfan
gen, sich allmälig von A nach B durch den Stoff der Stange hin
durch fortzupflanzen; und wenn man an verschiedenen Stellen ihrer
Länge Thermometer anbringt, deren Kugeln- in Löcher eingesenkt
werden, die in das Metall selbst gebohrt und mit Q-uecksilber zur
Vermittlung einer innigeren Berührung angefüllt sind, so wird man
:t)ic Thermometer successiv steigen sehen, und zwar jedes derselben
»um so eher, je naher es sich der Wärmequelle befindet. Während
pieses Vorganges nun wollen wir in der Stange die aneinander-
jzranzenden cylindrischen Elemente 'M, M, M' betrachten, die hin
länglich dünn sind, um sich für einfache Puncte ansehen lasten.
.Das mittlere Element Dl wird in jedem Augenblicke Warme von
Dem, ihm vorangehenden, erhalten, und dem nachfolgenden seiner
seits Warme mittheilen. Nimmt man nun die Temperaturen für
so wenig erhöht an, daß das, von Newton beobachtete, Gesetz
noch zulässig ist, so wird das Thermometer M, allein vermöge die
ser Ursache, zugleich eine kleine Erhöhung, welche dem Ueberschuß
der Temperatur von 'M über seine eigene proportional ist, und eine
kleine Erniedrigung, proportional dem Ueberschuß seiner Tempera
tur über die von M', erfahren müssen, so daß ihm blos der Unter
schied verbleiben wird. Wenn mithin kein Verlust von Warme
Statt fände, so würde offenbar jedes Thermometer stetig steigen
muffen, bis es die Temperatur der Quelle selbst erreicht hatte, was
in aller Strenge erst nach unendlicher Zeit geschehen könnte. Allein
dies Resultat wird bei allen Versuchen durch die Stralung abgeän
dert ; denn jedes Element, so wie es über die Temperatur der um
gebenden Lrist erwärmt worden ist, giebt durch alle Puncte seiner
Oberfläche mehr straleude Wärme ab, als cs von Außen in gleicher
Zeit empfängt; und, innerhalb der von uns vorausgesetzten Tempe
raturgränzen, bewirkt diese Ursache in jedem Augenblicke im Ther-
mometer N ein kleines Sinken, proportional dem Ueberschuß seiner
jedesmaligen Temperatur über die der Luft. Dies hat zur Folge,
daß die Thermometer minder schnell, als nach der vorigen An
nahme, steigen, und, selbst nach einer unendlichen Zeit, nie die
Temperatur der Quelle erreichen können; da ihrem Steigen offen
bar Einhalt geschehen muß, wenn der Temperaturüberschuß, der
ibnen in jedem Augenblicke durch das vorangehende Element 'M
mitgetheilt wird, nur noch genau das ersetzt, was sic durch Be
rührung des folgenden Elements M' oder durch Ausstralung in
die Lust verlieren. Dann wird der thermometrische Zustand der
Stange stationär, und die Temperatur ihrer verschiedenen Puncte
nimmt mit der Entfernung von der beständigen Wärmequelle immer
mehr ab.