Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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durch die festen Körper. 
von dem Winkel abhangt, unter welchem die Stralcn die Ober 
fläche schneiden. Diese Voraussetzungen, die sämmtlich mit den phy 
sischen, auf diese Art von Erscheinung bezüglichen, Analogieen in 
Uebereinstimmung sind, ließen ihn ebenfalls zu der, ursprünglich von 
Fourier erhaltenen, Bedingungsgleichung gelangen. 
Diese ganze mathematische Theorie von der Bewegung der 
Warme ist ihren allgemeinen Prinzipien nach unabhängig von dem 
besonderen Gesetze, nach welchem sich die Wärme von einem Ele 
mente zum anderen fortpflanzt oder aus den Körpern durch Stra- 
lung entweicht. Wie erwähnt aber, ist man genöthigt, diese All 
gemeinheit zu beschränken, um Resultate in Zahlwerthen daraus her 
zuleiten. Die Differenzialgleichungen, durch welche dieselben gegeben 
werden, lassen sich, bei dem gegenwärtigen Zustande der Analyse, 
nur für den Fall der Statthaftigkeit des einfachen, von Newton 
aufgestellten, Verhältnißgesetzes integriren; und die Zahlwerthe, die 
man durch diese Gleichungen erhält, können daher in Temperaturen, 
wo dies Gesetz seine Gültigkeit verliert, nicht mehr zulässig seyn. 
Die Formeln setzen überdies voraus, daß die physischen Beschaffen 
heiten, von welchen das Leitungsvermögen und die Stralung abhän 
gen, in der ganzen Ausdehnung der Stange sich gleich sind. Nun 
aber habe ich mich durch Erfahrung überzeugt, daß eine solche Be 
ständigkeit selbst in den homogenen Stangen sich nicht zeigt, wenn 
ihre verschiedenen Theile ungleiche Temperaturen besitzen, die, ohne 
sehr hoch zu seyn, doch mit der vergleichbar sind, bei welcher sie 
schmelzen würden. Ungeachtet dieser unvermeidlichen Einschränkung 
indeß ist die matheniatische Theorie der Bewegung der Wärme doch 
noch von ausnehmender Wichtigkeit, da sie auf eine klare und be 
stimmte Weise die verborgenen Beziehungen der verschiedenen Ele 
mente, von welchen diese Fortpflanzung sowohl im Innern der Kör 
per als nach Außen abhängt, in einem großen Umfange von Tem 
peraturen, in welchen die Resultate einer Verwirklichung durch Er 
fahrung fähig sind, offenbart; da sie hierin das Mittel giebt, diese 
Elemente mit Genauigkeit, innerhalb der Gränzen, für die sie gültig 
ist, zu bestimmen; da sie endlich bestimmte Andeutungen für den 
Einfluß giebt, den ihre bekannte Abänderung auf die Erscheinungen 
bei höheren Temperaturen haben muß. Von diesem Gesichtspunkte 
aus wird somit die Theorie als die einzige sichere Führerin zu be 
trachten seyn, in welcher die Physiker einen Anhalt finden können. 
Vollständig können sie sich darüber aus dem Werke, welches Fou 
rier über die Wärme geschrieben hat, belehren, so wie aus zwei 
Abhandlungen von Poisson, die in die Sammlung des Journal 
de l’Ecole Polytechmque aufgenommen sind. 
Die Erfahrung lehrt, daß verschiedene, selbst metallische, Stan 
gen, wenn sie mit einem Ende in eine gleichbleibende Temperatur 
eingetaucht werden, die Wärme mit ungleicher Schnelligkeit fort 
pflanzen. Nach Ingenhouß Versuchen sind Gold und Silber die
	        
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