Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

320 Wärniecapacität. 
in der That vorzugsweise eignen wird, uns Aufklärung über die 
Beschaffenheit des Prinzips, welches die Wärme hervorbringt, zu 
verschaffen. 
Der directeste Weg zur Auffindung dieser Beziehungen besteht 
darin, einen und den nämlichen Körper successiv um mehrere be 
kannte Gradzahlen erkalten zu lassen, und die sich daraus entbindende 
Wärine zur Hervorbringung eines immer auf gleiche Weise vor sich 
gehenden Erfolgs anzuwenden, dessen Wiederholung zu seiner Mes 
sung dienen kann. Diesen Vortheil gewährt die Schmelzung deS 
Eises. Wir haben gefunden, daß das schmelzende Eis eine bestän 
dige Temperatur besitzt, und daß alle Wärme, welche man ihm mit 
theilt, blos zu seiner Schmelzung verwandt wird. Entfernt man also 
in jedem Augenblick das hiedurch entstehende Wasser, und bietet der 
Wirkung der Wärme ungesäumt eine neue Quantität Eis dar, so 
wird der Erfolg sich immer vollkommen gleich bleiben, und eine dop 
pelte oder dreifache Quantität von Eis wird zu seiner Schmelzung 
offenbar eine doppelte oder dreifache Wärmemenge bedürfen, so daß 
sich das Verhältniß dieser letzter», welche man nicht sehen kann, nach 
der Quantität geschmolzenen Eises, die man wiegen kann, schätzen 
läßt. Man hat somit diesen Gedanken nur noch auszuführen; zu 
welchem Zweck ein von Lavoisier und Laplace erfundenes In 
strument dient, das den Namen des Eis-Ealori meters führt. 
Es besteht aus zwei einander ähnlichen Metallgefäßen (von 
Weißblech) AB CD, A'B'C'D', Taf. XX Fig. 7, die in einander 
enthalten und durch kleine Metallstäbe von einander geschieden sind. 
Der Zwischenraum zwischen beiden Gefäßen ist mit Eis angefüllt, wel 
ches in Stücken zerstoßen und so gehäuft ist, daß es eine zusam 
menhängende Hülle bildet. Um es einzubringen, nimmt man den 
(hohlen ebenfalls mit Eis zu füllenden) Deckel ABA'B' ad und 
setzt ihn nach Füllung des Apparats wieder auf. Es erhellt, daß, 
wenn man Sorge trägt, dies Eis stets zu erneuern, so wie es durch 
die Temperatur der Atmosphäre, die wir für höher als 0° anneh 
men, geschmolzen wird, das innere Gefäß A'B'C'D' so wie sein 
Znnenraum stets auf dem Nullpunct verbleiben werden. Um jedoch 
eine solche Erneuerung ins Werk setzen zu können, muß man das 
Wasser, welches durch diese fortgehende Schmelzung gebildet wird, 
entfernen, welches mittelst eines, seitlich am untern Theile des Zwi 
schenraums beider Gefäße angebrachten, Wahnes II geschieht. 
Jetzt nun hängt man im innern Gefäße ein anderes dergleichen 
kleineres* A"B"C"D" auf, welches aus einem bloßen Eisendrahtgitter 
besteht und bestimmt ist, die Körper aufzunehmen, die man erkalten 
lassen will (es trägt gleichfalls oben einen Deckel). Der Zwischen 
raum zwischen diesem dritten Gefäße und A'B'C'D' ist gleichfalls 
mit sehr fein gestoßenem Eise angefüllt, welches man ebenfalls mit 
telst Abheben des Deckels A'B' einbringt; und das Wasser, welches 
daraus durch Schmelzung entsteht, fließt durch einen untern Hahn 11'
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.