Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

322 Warmeeapacität. 
warmen Körper in sein Inneres bringt. Dann wird die Quantität 
Eis, welche in diesem schmilzt, unmittelbar zeigen, wie viel aus 
Rechnung der Schmelzung durch die Luft zu setzen ist. Es kommt 
nur darauf an, diese beiden Calorimeter recht vergleichbar zu ma 
chen; und man laste zu diesem Zweck, nachdem man sie gefüllt hat, 
das Wüster aus beiden einige Zeit hindurch, z. B. eine Stunde, 
abtropfen (wo man dann sieht, ob wirklich in ihnen gleich viel EiS 
durch die Lufttemperatur in gleicher Zeit geschmolzen wird, oder we 
nigstens, welches Verhältniß in dieser Hinsicht zwischen ihnen Statt 
findet). Man schütte darauf das Wasser, welches jedes derselben 
gegeben hat, weg, bringe den warmen Körper in eines derselben 
hinein und fange an, sie beide von Neuem zu beobachten. Wenn 
die Abkühlung beendigt ist, welches man an der Langsamkeit des 
Schmelzcns erkennt, wiege man die Quantitäten Wasser, die sich 
in den beiden Calorimctern gebildet haben, und wenn man dann die 
eine von der andern abzieht, so wird der Unterschied (vorausgesetzt, 
daß die Calorimeter vöüig gleich waren) dasjenige ausdrücken, was 
durch die Wirkung des, in das eine derselben eingebrachten, warmen 
Körpers allein geschmolzen wurde. Um dem Versuch dann noch die 
völlige Vergleichbarkeit zu sichern, wiederhole man ihn so, daß man 
diesen Körper abwechselnd in jedes der beiden Calorimeter bringt. 
Hier bietet sich eine Schwierigkeit dar. Beim Zurückziehen dieses 
Körpers halt jedes Stück festen Eises, welches im Apparate bleibt, 
an seiner Oberflache eine kleine Schicht des Wassers fest, das es 
durch Schmelzung hergegeben hat. Obwohl nun diese Schicht an 
jedem Stücke nur sehr dünn ist, so muß sie doch für die Gesammt- 
masse Eises, welche im Calorimeter enthalten ist, eine beträchtliche 
Quantität ausmachen. Dies ist nicht in Abrede zu stellen. Wenn 
man jedoch den Versuch mit den angegebenen Vorsichtsmaßregeln 
anstellte, d. h. bei einer Lufttemperatur von einigen Graden über 
dem Puncte des schmelzenden Eises, so haftete eine ganz gleiche 
Wasserschicht schon an der Oberfläche jedes Stückes Eises, als man 
den warmen Körper hineinbrachte. Diese Schicht, welche zuerst ab 
fließen mußte, compensirt somit genau die, welche das Eis nach vol 
lendeter Abkühlung zurückhält. 
Noch ist die Bemerkung wesentlich, daß die Hauptsache in die 
sem Apparate auf der Wirkung der äußern Eishülle, welche zwischen 
den beiden Metallgefäßen ABCD, A'Jß'C'D' enthalten ist, beruht; 
indem sie es ist, welche durch ihre Gegenwart die Temperatur des 
inneren Eises auf Null erhält, und dasselbe hindert, auf andere Art, 
als durch Wirkung des, in seinen Innenraum gebrachten, Körpers 
zu schmelzen. 
Gesetzt, dieser Körper sey fest und so beschaffen, daß er seinen 
Zustand von der Temperatur des schmelzenden Eises bis zu der des 
kochenden Wassers nicht ändert. Wir wollen ihn nun, nachdem wir 
ihn auf irgend eine, zwischen diesen Gränzen enthaltene, Temperatur
	        
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