Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Warmecapacität. 
gebracht haben, in daS Casorimcter legen, und darin bis 0° erkalten 
lassen. Wenn seine Temperatur so weit hcrabgekommen ist, wird 
sich zeigen, daß die Quantität Eis, welche er geschmolzen hat, der 
Anzahl Grade proportional ist, um welche seine Temperatur über die 
des Calorimeters erhöht war, so daß, wenn er beim Erkalten von 
10° auf 0° einen Kilogramme Eis geschmolzen hat, er beim Erkalten 
von 20° auf 0° zwei Kilogrammen davon schmelzen wird, drei beim 
Erkalten von 30° bis 0° u. s« f. in der ganzen Ausdehnung dcssTher- 
mometerscale. Dies beständige Verhältniß wird sich jedoch nicht auf 
die nämlichen Größen bei verschiedenen Körpern von gleicher Masse 
beziehen. Z. B. wenn ein gewisses Gewicht von Eisenblech auf 30° 
erwärmt, 11 Kilogrammen Wassers gegeben hat, so wird das näm 
liche Gewicht Quecksilber, auf die nämliche Temperatur gebracht, 
deren nur 3 liefern. Die Bestimmung der Masse ist hiebei ein we 
sentliches Element; denn eine doppelte oder dreifache Masse eines und 
desselben Körpers schmilzt unter gleichen Umständen eine doppelte oder 
dreifache Menge Eis. 
Um diese Ergebnisse auf klare Vorstellungen zu bringen, und 
die Folgerungen daraus mit Sicherheit zu entwickeln wollen wir 
als Einheit für die Wärme die unbekannte Quantität dieses Prin 
zipes annehmen, welche zur Schmelzung eines Kilogrammes Eis 
von 0° erfoderlich ist; darauf durch x die gesammte und unbekannte 
Zahl solcher Einheiten ausdrücken, welche bei der Temperatur des 
schmelzenden Eises in jedem Kilogramme eines Körpers A enthalten 
sind, auf welche Weise auch diese Wärme darin sich finden mag, 
gebunden und festgehalten oder beweglich und eines wechselseitigen 
Austausches durch Stralung mit andern Körpern fähig, oder endlich 
theilmeise in beiden dieser Zustände befindlich. Erhöhen wir die Tem 
peratur des Körpers A bis auf T Grade -des Quecksilberthermome- 
tcrs, und lassen wir ihn alsdann bis auf Null im Calorimeter er 
kalten, so wird er eine gewisse Zahl Kilogrammen Eis darin schmel 
zen, die wir N nennen können; mithin wird nach unserer vorigen 
Uebereinkunft IV auch die neue Quantität Wärme ausdrücken, welche 
man in den Körper hat bringen müssen, um seine Temperatur von 
0° auf 1 Grade zu erhöhen. Nun lehrt die Erfahrung, daß zwi 
schen 0 und 100° C. die Zahl N der Gradzahl T proportional ist, 
wenigstens wenn der Körper seinen Aggrcgatzustand nicht ändert. 
N 
Mithin, wenn wir F mit s dividiren, so wird der Quotient -7^, 
den wir c nennen wollen, innerhalb dieser Gränzen, die Anzahl 
Kilogrammen Eis ausdrücken/ welche der Körper bet seinem Erkalten 
* Ta die nachsvlgendc abstracte BctrüchtungAart, welche allerdings die prä 
cisesten Bcftinunnngci! enthält, nicht Allen geläufig seyn möchte, so habe ich im 
Anhange zu diesem Capitel eine leichter faßliche Darstellung der Grundbestiminun- 
gcn über die specifische Wärme gegeben. 
21 *
	        
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