Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Von den Dampfmaschinen. 
Hebels eine eben solche Kette befestigt, die in der Figur durch AD 
vorgestellt ist, man nur an dieser Kette eine Zugkraft anzubringen 
brauchen wird, um den Kolben P' zu erheben, und das Wasser 
durch den äußern Druck der Atmosphäre in den Pumpenstiefel TT' 
steigen zu lassen« Haben sich darauf die am untern Theile dieses 
Pumpenstiefels angebrachten Ventile geschlossen, und ist der Apparat 
sich selbst überlassen, so wird, vorausgesetzt, daß das Gewicht des 
Kolbens P' verbunden mit dem der ihn haltenden Kette, das Total 
gewicht von AD und P übersteigt, der Kolben P' offenbar vermöge 
seines eigenen Gewichts in dies Wasser herabsteigen, es nöthigen, 
die in seiner Mitte angebrachte Klappe zu erheben, und, an den 
Boden des Pumpenstiefels gelangt, es ganz von dem unterhalb be»- 
stndlichen Wasser absondern, so daß durch abermaliges Ziehen an 
der Kette AD dies Wasser mit dem Kolben erhoben werden, und 
zugleich anderes Wasser in den Pumpenstiefel nachsteigen wird, wor 
auf der Kolben durch sein eigenes Gewicht auf dieselbe Art wieder 
herabsteigen wird u. s. f. Man hat also nur die Bewegung der Kette 
AD zu vermitteln. Zu diesem Zwecke wollen wir ihr unteres Ende D 
an einen anderen Kolben P befestigen, der sich, gleich dem ersten, 
in einem ebenfalls cylindrischen Pumpenstiefel bewegt, dabei aber 
annehmen, daß der untere Theil dieses Pumpenstiefels, anstatt mit 
seiner Basis in das Wasser zu tauchen, mit einer Luftpumpe Gemein 
schaft hat, mittelst deren er sich luftleer machen laßt« Offenbar nun 
wird, nach bewirkter Luftleere, der Druck der Atmosphäre auf die 
obere Flache des Kolbens P ihn herabzutreiben streben, und wirklich 
herabtreiben, wenn er breit genug ist, daß der auf seine Oberfläche 
wirkende Gesammtdruck mehr beträgt, als das Gewicht des Kolbens 
T' verbunden mit der dadurch zu erhebenden Wassersäule. Ist nun 
solchergestalt der Kolben P bis zum untern Ende seines Pumpenstie 
fels herabgetrieben, so denke man sich, die Luft werde von unten 
wieder zugelassen; dann wird der Druck der Atmosphäre gegen seine 
beiden Oberflächen sich von selbst die Wage halten, und P vermöge 
des Gewichtsüberschusses des Kolbens P', der nun wieder in Kraft 
tritt, in die Höhe zurücksteigen; worauf, wenn man wieder unter P 
einen leeren Raum hervorbringt, P abermals herab - und P herauf 
steigen wird; Abwechslungen, die sich so lange fortsetzen lassen, als 
man immer will« Begreiflich aber würde die Anwendung einer Luft 
pumpe im Großen unausführbar seyn; und hier nun dient das Ein 
lassen von Dampf in den Pumpenstiefel TT' zum Ersatz ihrer Wir 
kung. Die einfachste Art, dies zu bewerkstelligen, welche, obwohl 
jetzt nicht mehr im gewöhnlichen Gebrauch, doch unter einigen be 
sondern Umständen noch von vortheilhafter Anwendung ist, ist fol 
gende: Unter dem Pumpenstiefel TT befindet sich ein Dampfkessel F, 
Taf. XX. Fig-. 10, zum Theil mit kochendem Wasser gefüllt, dessen 
Dampf, dem Luftdrucke an Spannkraft gleich kommend oder sehr 
wenig ihn übertreffend, man nach Willkühr in den Cylinder TT 
Biot' 6 Experimental- Physik. V. 23
	        
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