Quellen der Warme und Kälte.
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größere Temperaturerhöhung beobachtet, als bei Benetzung unorgani
scher. Die stärkste, 10°,20 C. betragende, ward bei Benetzung der
Süßholzwurzel mit Wasser wahrgenommen; und ziemlich eben so
groß, 10°,12 6. betragend, war sie bei Benetzung von Schafdarm
haut mit Alkohol. Eine sehr umfassende Tabelle über die beobach
teten Temperaturerhöhungen findet man a. a. O. *
Es scheint eine Wärmeentwickelung auch noch bei einer eigen
thümlichen Classe von Erscheinungen vorzukommen, die ihrer Natur
nach noch nicht hinlänglich erkannt ist, wiewohl sie gewöhnlich zu
den Adhäsionserscheinungen gerechnet wird. Wirft man einen Tropfen
ftüchtiges oder fettes Oel auf Wasser in einem ganz reinen Gefäße,
so sieht man diesen Tropfen sich schnell zu einem ganz dünnen, in der
Regel Farben spielenden, Häutchen ausbreiten (vgl. Th. IV. S. 45).
Gewöhnlich leitet man diese Erscheinung von einer Anziehung
der Oeltheilchen zu den Wassertheilchen ab; indeß muß man doch
gestehen, daß sie hiemit nur auf eine sehr unbestimmte Weise er
klärt seyn würde, und man kann z. B. fragen, warum diese An
ziehung blos ihre Wirkung auf die Oberfläche erstrecke und nicht eine
Mischung beider Flüssigkeiten auch nach unten herab hervorbringen
sollte, welche man doch nicht beobachtet.
Fusinieri hat durch eine Reihe sehr sorgfältiger Versuche*^
es wahrscheinlich gemacht, daß die repulsive Wirkung der Wärme
bei dieser Ausdehnung eine Hauptrolle spielt. Was ganz besonders
hiefür spricht, ist folgender Umstand.
Wenn man die freie horizontale Ausdehnung des Oeltropfens ***
beschränkt, welches z. B. dadurch geschehen kann, daß man ihn auf
Wasser bringt, wo sich schon vorher ein Oeltropfen ausgebreitet hat,
so dehnt er sich zwar nur schwach und linsenförmig horizontal aus,
nimmt aber statt dessen gewissermaßen eine verticale Ausdehnung
an, indem sich Anfangs am Rande desselben mannichfaltige, nicht
hohle, sondern volle, kleinere linsenförmige Erhabenheiten (gonfiezze
lenticulari) verschiedener Größe ausbilden, die eine gemeinschaftliche
Bewegung nach dem Gipfel der convex daliegenden Oelhaut anneh
men, wobei sich, wie vermöge einer wechselseitigen Anziehung, die
kleinern Linschen nach den größern hinbewegen und mit ihnen zu noch
größer» zusammenfließen, auch wohl mehrere kleinere zusammenflie
ßen. Kurz darauf, und um so eher, je flüchtiger das Oel ist, stei
* Auch in bet vorigen Ausgabe dieses Werks, IV. 363, ist sic enthalten.
Da die einzelnen Resultate jedoch bis jetzt kein theoretisches Interesse darbieten, so
übergehe ich sie hier. '
** Sic finden sich in Bru gn atelli's Giornale, und sind nirgends über
setzt, wiewohl sic cs gar sehr verdienten. Einen Äkiszug daraus habe ich in mei
nem Rcpcrt. der org. Chemie II. 574 gegeben.
*** Flüchtige Ocle sind hiezu anzuwendc». Fette Ocle zeigen den nachfol
genden Umstand nur höchst unvollkommen, aber doch hinreichend, um seine Allge
meinheit zu erkennen,