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Chemische Wirkungen der Warme.
sehr einfachen Verhältnisse mit der Erwärmung zu, so daß, wenn
ihre Löslichkeit bei 0° gefunden ist, und die Zunahme der Löslichkeit
durch Temperaturerhöhung um 1°, hieraus die Löslichkeit bei jeder
gegebenen Temperatur berechnet werden kann
Bei vielen andern Salzen jedoch (z. B. salpeters. Kali, chlors.
Kali, schwefelst Natron und salpeters. Baryt) steigt die Löslichkeit in
einem viel rascheren Verhältnisse als die Temperaturerhöhung.
Selbst die Ausnahmen, wo ein Salz oder eine andere Verbin
dung sich bei höherer Temperatur in geringerem Grade auflöst, als
bei niedrigerer, sind zum Theil nur scheinbar, indem in höherer
Temperatur öfters ein Zerfallen in eine auflöslichere und unauflös
lichere Verbindung Statt findet, von welcher blos die erste gelöst
bleibt, während sich die letzte niederschlägt.
So haben z. B. Brandes und Firn Haber (Brandes Arch.
VII. 154.) bemerkt, daß, wenn man krystallisirtes Glaubersalz über
20° 6. erhitzt, es in seinem eigenen Krystallwasser zerfileßr und bei
fortgehender Erwärmung in zwei verschiedene Verbindungen zerfällt,
indem ein Theil Glaubersalz dem andern Krystallwasser entzieht und
sich darin auftöst, während der andere Theil als ein Salz mit ge
ringerem Gehalt an Krystallwasser zu Boden fällt. Dieser Umstand
tritt denn auch wieder bei gesättigten Auflösungen des krystallisirten
Glaubersalzes ein. In der That-nimmt seine Auflöslichkeit, nach
dem sie bis zu 33° 6. sehr rasch zugenommen und daselbst ihr Maxi
mum erreicht hat, bis 103°, 17 C. (den Siedpunct der Auflösung)
wieder ab und ist bei dieser Temperatur wieder ziemlich dieselbe, als
bei 33°, 5 C.* **
* So löten 100 Wasser bei 0°C. 29,23 Chlorkalium (Digestivsalz) auf und
bei jedem Grade Temperaturerhöhung 0,2758 weiter. Seine Löslichkeit bei 40" C.
ist also — 29,23-4- 40 X 0,2758. Auf ähnliche Weise verhalten fich schwcfel»
saures Kali, Chlorbarynm und trockne schwefelsaure Magnesia.
** Viele merkwürdige Fälle, wo Auflösungen, die bei gewöhnlicher Tempe
ratur bestehen, in der Hitze sich trüben, beruhen ebenfalls auf Zersetzungen, die in
der Wärme eintreten. Namentlich gilt dies (besonders nach Osanns Versuche»)
von folgenden: der Lösung des Kalks "'in Zuckerwasser, jo wie seiner Lösung in
verschiedenen Salzlösungen, wie Scigncttcsalz, Weinstein, neutralem und Wein
steins. Natron; — der Lösung der essigs. Thonerde, wenn sie mit gewissen Salzen,
als z. B. schwefelt. Kali, Alaun oder Kochsalz verunreinigt ist u. s. w. — Rach
Osann, wenn man Weinsteins. Kalk in Ucbcrschuß in Kalilauge kocht, so daß
nach dem Filtrircn der erkalteten Auflösung ein Theil unaufgclöstcn Weinsteins.
Kalks zurückbleibt, erhält man eine Flüssigkeit, welche an Stärke des Gerinnens
alle andern gerinnenden Verbindungen übertrifft, und dasselbe gilt von der Auf
lösung, welche durch Erhitzen des Weinsteins. Kalks mit Natronlauge erhalten wird.
Bei einer ziemlich conecntrirten Lauge ist das Gerinnen so stark, daß man wah
rend desselben das Gefäß, worin die Auflösung enthalten ist, umkehren kann, chne
daß ein Tropfen der geronnenen Masse ausläuft. — Der erste Beobachter der
gerinnenden Verbindungen war Lasso ne. — Vgl. Lassone in Crcll chem. I.
IV. 109 (kurz in Gilb- LUX. 285). — Gay - Lussac in Ann. de Ch. et
de Ph. LXXIV. 195; auch in Schweigg. I. V. 49. XXI. 96. — Lowitz
in Crcll chem. Ann. 1792. I. 347. — Osann in Gilb. LXIX. 283.; Kastn.