Wärme im Innern der Erde.
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als jetzt; zweitens, daß die Temperatur im Innern auch jetzt noch
in beträchtlichem Verhältnisse größer ist, als an der Oberfläche, so
daß es den Anschein hat, als sey sie von einer ursprünglich hohen
Temperatur ab langsam bis auf die jetzige Temperatur erkaltet, eine
Erkaltung, die begreiflich die Oberfläche in einem viel beträchtlichern
Grade treffen mußte, als die tiefern Theile.
Die Beweise, daß die Erde in frühern Zeiten eine höhere eigen
thümliche Temperatur besessen haben müsse, als in jetziger, liegen
hauptsächlich in den Ueberresten von Vegetabilien und Thieren, welche
in Gegenden gefunden werden, die gegenwärtig eine niedrigere Tem
peratur haben, als zur Existenz dieser Geschöpfe erfoderlich ist. So
findet man fossile Ueberreste von Elephanten, Rhinocerossen, Hyänen
und andern Thieren heißer Klimate in hohen nördlichen Breiten, und
wenn man auch von diesen annehmen könnte, daß ihre Knochen nach
dem Tode in ferne Gegenden geführt worden seyen, eine Ansicht,
der sich indeß Vieles entgegensetzen lassen würde, so gilt dies doch
nicht von den in nördlichen Breiten vorgefundenen zum Theil sehr
zarten Muscheln solcher Arten, die man jetzt nur unter südlichern
Breiten antrifft, da diese die Bewegung eines stürmischen Oceans
nicht ohne Nachtheil würden haben zu ertragen vermocht. Noch we
niger aber würde eine solche Erklärungsart auf die wohlerhaltenen
Ueberreste fossiler Pflanzen passen, die man namentlich in den Stcin-
kohlenformationen nördlicher Gegenden gesunden hat, und welche,
entweder zur Familie der Farrenkräuter oder palmenähnlichen Mono
kotyledonen gehörig, sämmtlich solchen Pflanzen (Dracaena, Yucca,
Pandamxs) ähnlich sind, welche zu ihrem Wohlbefinden viel Wärme
und Feuchtigkeit verlangen. Selbst in mittlern Breiten giebt es un
verkennbare Beweise, daß das Klima wenigstens auf den Spitzen
der Berge rauher geworden ist, als es vorher war, wie dies u. a.
durch die versteinerten Baumstämme erhellt, welche man auf dem
Berge de Lans im Canton d'Oisins 2340 Fuß über derjenigen Höhe
ausgräbt, auf welcher die nämlichen Species gegenwärtig wachsen^.
Für den Umstand, daß die Erde auch jetzt noch in ihrem In
nern eine bedeutend höhere Temperatur besitzt, als an ihrer Ober
fläche, eine Temperatur, die nicht von äußern Einflüssen abgeleitet
werden kann, sind zuvörderst verschiedene andeutende Gründe vor
handen. Hieher kann man z. B. die vulkanischen Erscheinungen
* Vcrgl. hiebei u. a. Brogniart über die Natur der Pflanzenwelt, welche
in den verschiedene» Epochen der Bildung der Erdrinde ihre Oberfläche bedeckt
hat, in Fror. Nor. XXIU. 97. — Brogniart zieht aus seinen Untersuchun
gen als Resultat: 1) daß die freie Fläche der Erde nur Inseln oder zerstreute
Archipele mitten in einem ungeheuren Ocean ohne große Festländer bildete; 2) daß
die Temperatur dieser Inseln weit hoher war, als jcßt an irgend einem One der
Erde, und daß, indem die fossilen Vegetabilien der ersten Periode überall fast die
selben Charaktere zeigen, diese höhere Temperatur gleichförmiger auf der ganzen
Oberfläche verbreitet gewesen seyn müsse.