Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

436 Bestimmungsmethoden 
durch Aufnahme in die Formel, welche sie ausdrückt, ihren Gang 
analytisch auszudrücken. 
Jedoch der bloße Anblick der Fig. 7, Taf. XXI., welcher dem 
allgemeinen Gange der Wärmcanderungen während eines Tages ent 
spricht, lehrt, daß die Curve der Temperaturen weder ein Kreis, noch 
eine Parabel sey; und man weiß überhaupt noch nicht, welcher Art 
sie sey. Wenn man daher aus wenigen Beobachtungen des Tages 
die ganze Curve herleiten will, so kann dies nur auf angenäherte 
Weise und mittelst Voraussetzungen über die Natur dieser Curve 
geschehen,, von denen man durch Vergleichung mit dem nach der 
vorigen Methode bestimmten. Gange der Wärmeänderung gefunden 
hat, daß sie der Erfahrung genügend nahe kommen, um bei der 
Beobachtung zu Grunde gelegt werden zu dürfen. 
So hat zuerst T r a l l e s * und nach ihm mehrere andere die 
Curve der täglichen Temperatur als aus 4 parabolischen Bogen be 
stehend angesehen, deren Scheitel respectiv beim Maximum und Mi 
nimum liegen, so daß cß den Scheitel in c, ße den Scheitel in e, 
er) den Scheitel ebenfalls in e und dc) den Scheitel in <1 hat. Die 
Tangenten dieser parabolischen Bogen werden mit der Abscissenaxe 
parallel angenommen. Um jede dieser Parabeln richtig bestimmen 
und demgemäß die Curve der Temperatur und den dadurch begränz- 
ten Flächenraum ** richtig finden zu können, würden wenigstens 
sechs Beobachtungen des Tages nöthig seyn, nämlich zur Zeit des 
Maximums um die den Scheiteln der Parabeln eß und ed gemein 
schaftlich zugehörende Ordinate ek zu bestimmen; zur Zeit des Mi 
nimums, um die Ordinate ca oder die ihr merklich gleiche db des 
folgenden Tages für die Scheitel der Parabeln cß und dd zu finden, 
und außerdem noch eine Beobachtung für jede Parabel zur Bestim 
mung ihres Parameters, den man dann leicht aus der allgemeinen 
Gleichung der Parabel ableiten kann ***. 
Kämtz hat durch Vergleichung mit einer Reihe stündlicher Be 
obachtungen (von Chiminello in Padua und zu Fort Leith) ge 
prüft, wie viel Genauigkeit man mittelst dieser Methode zu erlangen 
vermag -h; und es hat sich ergeben, daß, wenn es darauf ankommt, 
Gesetze für den Gang der täglichen Temperatur aufzustellen, diese 
Vorstellung, die Curve als aus 4 Parabeln bestehend anzusehen, 
keine hinreichende Annäherung gewährt, um den einer jeden Stunde 
entsprechenden Wärmegrad zu bestimmen, denn die Unterschiede zwi- 
* Traktes über die Bestimmung des mittlern Wärmegrades eines Ortes, 
besonders für Berlin. Bert. Denkschr. für 1818 und 1819. 411. 
** Der Flächeninhalt einer ans ihre Are ' bezogenen Parabel st bekanntlich 
-x des von den Coordinate» eingeschlossenen Rechtecks und läßt sich hienach leicht 
berechnen. 
*** Vgl. über die zweckmäßigste Art, die Parabeln zn bestimmen, Schwcigg. 
XLVII. 400. Anin. 
f Schwcigg. I. XLVII. 397.
	        
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