Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

444 Ueber Aggregatznstande. 
werden z. B. verschiedene Platten aus derselben Metallmasse in 
paralleler Richtung herausgeschnitten, so findet man, das; die Lagen 
der Klangfiguren darauf und die begleitenden Töne sich nicht corrc- 
spondiren. — Savart erinnert hiebei an eine andere, wahrend 
des Erstarrens geschmolzener Metalle beobachtete, Erscheinung, die 
ebenfalls auf die Bildung einer verworrenen Krystallisation in ihnen 
deutet. 
Was hier von den Metallen ermahnt ist, gilt auch vom Glase, 
Schwefel, Harz, Copal, Bernstein, Gyps u. s. w. Ja Savart 
fand unter allen von ihm untersuchten festen Körpern blos das 
Siegellack, wo das System beider Knotenlinien jede beliebige Rich 
tung annehmen konnte. Savart bemerkt noch, daß alle diese Kör 
per von unregelmäßiger Krystallisation unmittelbar nach dem Er 
starren in der Regel weit minder leicht tönen, als einige Stunden, 
einige Tage oder selbst einige Monate nachher. Oft geschieht es 
sogar, daß ein Körper, der anfangs nur sehr dumpfe und schwer 
zu erhaltende Töne gab, zuletzt mit solcher Leichtigkeit und Energie 
schwingt, daß er bei der leichtesten Erschütterung in Stücken springt. 
Dieß scheint anzudeuten, daß die Theilchen unmittelbar nach dem 
Erstarren noch nicht die Lagen des Gleichgewichts angenommen haben, 
die sie allmalig anzunehmen vermögen (Ami. de Cli. et de Pliys. 
XLI. 61). 
Elasticität der Metalle. -— Die Metalle find im Allge 
meinen innerhalb gewisser Gränzen vollkommen elastisch, und außer 
halb dieser Gränzen dehnbar. Wenn eine Metallstange mit einem 
Ende an einem unbeweglichen Gegenstände befestigt ist, und am 
andern Ende eine Kraft die Stange zu verlängern sucht, so wird 
dieselbe um ein Gewisses verlängert, und zwar um so mehr, je 
größer die Kraft ist. So lange diese Kraft eine gewisse, von der 
Natur und dem Querschnitt der Metalle abhängige, Größe nicht 
übersteigt, nimmt die Stange, nach aufgehobener Wirkung der Kraft, 
vollkommen ihre frühere Lange wieder an. Wird aber die Kraft 
über diese Größe verstärkt, so nimmt die Stange nicht mehr ihre 
frühere Gestalt an, und sie bleibt ausgestreckt. Das Maximum von 
Kraft, welches sich anwenden laßt, ohne das; das Metall sein Ver 
mögen, auf die frühern Dimensionen zurückzukommen, verliert, ist 
das, was die absolute Stärke des Metalls ausmacht; und die 
Verlängerung, welche die Stange durch dieses Kraftmaximum erlei 
det, und wodurch man also erfährt, wie viel die Stange ohne blei 
bende Streckung zu erleiden verlängert werden kann, wird ihre 
Elasticitätsgränze genannt. Innerhalb dieser Gränze sind die 
Metalle vollkommen elastisch und ihr Widerstand wächst in demsel 
ben Grade wie die auf sie einwirkende äußere Kraft, welcher auch 
die Verlängerung der Stangen sehr nahe proportional ist. Die 
Zahl, welche dies Verhältnis; zwischen der Ausziehung und der zu 
ihr erfoderlichen Kraft ausdrückt, wird Elasticitats-Coefficient
	        
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