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Ueber Aggregatzustände.
oder Elasticitäts-Modulus genannt. Außerhalb der Gastier--,
tätsgränze bewirkt die äußere Kraft eine bleibende Gestaltverände
rung; das Metall verlängert sich in der Richtung, in welcher die
Kraft wirkt, und sein auf dieser Richtung senkrechter Q-uerschnitt
nimmt in demselben Maße ab. Diese Eigenschaft, welche auf eine
Verschiebbarkeit der Theilchen deutet, macht die Dehnbarkeit der
Metalle aus. (Pegg. Ann. XIII. 404).
Lagerhjelm hat über die Elasticität und Dehnbarkeit des
Eisens Versuche angestellt, die er in einem schwedischen Werke:
Försök nt bestämina vaJsailt ocli smidt je ms tätliet etc. bekannt
gemacht hat, deren Resultate auszugsweis auch in Pogg. Ann. X!lk.
404 enthalten sind. Wir geben diesen Auszug hier im Wesentli
chen wieder, da die Resultate, die er enthält, von besonderem theo
retischen und practischen Interesse sind.
Die Versuche wurden mit Eisenstangen, die ungefähr 4- Deci
malzoll iin Durchmesser hielten, angestellt, und zwar auf vier ver
schiedene Weisen, nämlich durch Ziehen, Biegen, Drehen und Strecken.
Von diesen Methoden ist die der Ausziehung unstreitig die zuver-
lässigste, weil man durch sie das Verhältniß zwischen der Verlänge
rung und der Kraft geradezu erhält, während dagegen dasselbe aus
den drei übrigen Beobachtungsarten erst durch eine weitläuftige Be
rechnung zu erhalten ist.
Zu den merkwürdigsten Resultaten seiner Versuche gehört das:
daß alle Arten von Eisen, sie mögen hart, weich oder
brüchig seyn, denselben Grad von Elasticität zu be
sitzen scheinen, d. h. daß alle Eisensorten, bei gleichen Dimen
sionen und innerhalb der Elasticitätsgränze, durch eine
gleiche Kraft allemal eine gleiche Ausziehung erleiden. Zwar haben
die Versuche bei verschiedenen Stangen kleine Ungleichheiten in dein
Werthe des Elasticitätscoefsicienten zu erkennen gegeben; allein es
ist schwer zu entscheiden, in wie weit dieß nur von einer mangel
haften Homogeneität der angewandten Eisenstangen herrührt. Der
Coefficient schwankte im Mittel nur zwischen 1033 und 1097.
Auch die Härtung scheint keinen Einfluß auf die Elasticität zu
haben. Es wurden nämlich zwei Stimmgabeln von gleichen Dimen
sionen und aus derselben Stahlsorte verfertigt, so daß sie beim An
schlagen denselben Ton gaben. Als hierauf die eine gehärtet wurde,
gab sie dessen ungeachtet denselben Ton wie die andere, was doch
nicht geschehen konnte, wenn die Elasticität eine Veränderung durch
den Hartungsprozeß erlitten hätte.
Man hat früher allgemein angenommen, daß, innerhalb der
Elasiicitäts - Gränze, die Ziehkraft der durch sie bewirkten Auszie
hung genau proportional sey. Lagerhjelm's Versuche haben, und
wie cs scheint ganz bestimmt, eine kleine Variation indem Ela-
fticitätscoefficienten zu erkennen gegeben, so daß, wenn
man sich der Elasticitätsgränze nähert, die Ausziehung ein wenig