Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Theorie der Farben 
bewirkt wird; nimmt man aber diese Zersetzung als Thatsache an, 
so bringt sie dieselbe auf ihre einfachsten Elemente zurück; sie zeigt, 
warum die verschiedenfarbigen Ringe in einander übergreifen; sie 
giebt die Gesetze davon an, Und leitet die ganze Verschiedenheit der 
aus ihrer Mischung hervorgehenden Farben daraus ab. Diese Eigen 
schaften in Verbindung mit den andern optischen Gesetzen, d. h. mit 
denen der Brechung und Zurückwerfung, müssen nothwendig aus 
reichen, und reichen wirklich aus zur vollständigen Erklärung aller 
Modisicationen, welche die Farben der Ringe erfahren können, wenn 
man sie die brechende oder zurückwerfende Wirkung der Körper unter 
gehen läßt. Wenn man geglaubt hat, daß einige neuerlich entdeckte 
Erscheinungen aus diesen Gesetzen herausträten, so lag der Grund 
davon darin, daß man die Ursachen, welche die Intensität des Lichts 
modificiren, nicht gehörig von denen unterschied, welche seine Zer 
setzung im Ringe bedingen. Diese Unterscheidung ist aber sehr wich 
tig, denn wir haben schon bemerkt, daß sich die Intensität der Ringe 
schwächen läßt, ohne Veränderung ihrer eigenthümlichen Farben; und 
wir werden in der Folge sehen, daß diese Schwächung bis zu ihrem 
vollständigen Verschwinden gesteigert werden kann. Durch diese Er 
scheinungen werden aber die Gesetze, die wir über die Entstehung 
der Ringe aufgestellt haben, keineswegs ungültig gemacht; denn 
dieselben beziehen sich einzig auf die Art der Trennung und Verthei- 
lung der Farben, nicht aber auf die absolute Quantität des zurück 
geworfenen Lichtes, welche durch Ursachen abgeändert werden kann, 
die mit diesen Gesetzen in gar keinem Bezug stehen. 
Newton, um seine Entdeckungen über die Ringe auf alle 
mögliche Weise zu erproben, hat in seinem Werke eine große Menge 
dem Anschein nach sehr sonderbarer Erscheinungen angeführt, die 
durch die Theorie analysirt, sich aufs leichteste erklären. Wir folgen 
ihm nicht in allen diesen Einzelheiten; es genügt uns, dargethan 
zu haben, daß alle Thatsachen, welche auf die Zusammensetzung der 
Farben gehen, nothwendig unter seine Theorie treten müssen. Doch 
wollen wir eine dieser Thatsachen nicht übergehen, welche zeigt, daß 
die Abwechslungen der Zurückwerfung und des Durchgehens noch 
weit über die Dicke hinaus Statt finden, in welcher sich Ringe mit 
dem zusammengesetzten Lichte bemerken lassen. 
Diese Thatsache besteht darin, daß, wenn man dünne Luft-, 
Wasser- oder Glasschichten durch ein Prisma betrachtet, man weit 
mehr Ringe als beim Betrachten mit bloßen Augen darin entdeckt, 
so daß man anstatt acht oder höchstens neun Ringen, die man ge 
wöhnlich erkennt, mit Hülfe des Prisma's mehr als dreißig oder 
vierzig sehr dünner und einander genäherter Ringe zählen kann; und 
man kann aus ihrer Nähe, und dem Raum, den sie einnehmen, 
urtheilen, daß sie sich auf diese Weise in noch weit beträchtlicherer 
Anzahl und bis zum Hundertfältigen fortsetzen. Um uns den Grund 
dieser Erscheinung zu erklären, wollen wir zuerst zu dem einfachsten
	        
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