Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

45 
dünner Blättchen. 
gerungen über die Natur der Lichtstralen selbst, zu denen wir schon 
früher gelangt waren: nämlich daß die Eigenschaften der Stralen, 
Farben zu erzeugen, nicht von irgend einer Veränderung oder Mo 
dificatio« herrühren, die ihnen durch die Mittel eingepflanzt werden, 
durch welche sie hindurchgehen, sondern daß sie ihnen inhärirend, 
ihrem Wesen angchürig sind, daß sie dieselben schon bei ihrem Aus- 
stralen von den leuchtenden Körpern besitzen, alsdann ohne Ende 
und auf alle Weiten mit sich nehmen, und ohne Veränderung in 
allen Mitteln, durch die man sie hindurchgehen laßt, behaupten. 
Zusatz. Zu den Beispielen der Farben dünner Körper, welche 
vorzüglich in die Augen fallende Erscheinungen geben, gehören auch 
die Farben, welche man wahrnimmt, wenn man einen Tropfen fetteS 
oder ätherisches Oel auf Master bringt, auf welchem er sich sofort 
zu einer sehr dünnen Haut ausbreitet; welche Erscheinung in ihrem 
größten Umfang von Fusinieri untersucht worden ist (Giorn. di 
Fis., Chim. etc. Dec. II. Tom. IV. 133. 209. 287. 360. 442. 
und Dec. II. Tom. IV. 34. 131. 379. 473; dem Wesentlichsten 
nach auch in m. Repert. der org. Chem. II. 568). Die Regen 
bogenfarben, welche das sich ausbreitende Oelhäutchen zeigt, sind 
concentrisch um die Mitte des Häutchens angeordnet, und die äußern 
Farbenringe zeigen dünne Farben, welche höher in der Ordnung dec 
reflectirten Newtonschen Farbenringe hinauf (mehr nach den Mit 
telfleck derselben zu) liegen, als die innern, welches zeigt, daß dis 
Dicke des Oelhäutchens, umgekehrt als bei einer Luftschicht zwischen 
zwei auf einander gedrückten Objectivgläsern, vom Centrum nach der 
Peripherie abnimmt. Während daher bei den New tonschen Farben 
ringen Schwarz, wo die Luftschicht am dünnsten ist, den Mittelfleck 
einnimmt, muß cs sich hier an der Peripherie befinden, und des 
halb entzieht sich der äußerste dünnste Theil des Oelhäutchens, dem 
diese Schwärze angehört, dem Auge, ungeachtet sich sein Vorhan 
denseyn noch dadurch zu erkennen giebt, daß er die Ausbreitung 
eines andern Oeltropfens, den man auf die nämliche Wasserfläche 
bringt, hindert. Dieser äußerste unsichtbare Theil des Oelhäutchens 
(velo negTo) hat eine bei weitem größere Ausdehnung, als der far 
bige Theil desselben; aber auch die sichtbaren Farbenringe sind um 
so breiter und dehnen sich um so rascher aus, je näher sie nach der 
Peripherie zu liegen. 
Wenn die Entwickelung der Farbenringe durch die Ausbreitung 
des Oelhäutchens bis zu einem gewissen Grade gediehen ist, so beginnt 
eine zweite Epoche. Der Durchmesser der innern Ringe verklei 
nert sich, die Farbe des Mittelpuncts verschwindet, indem die, welche 
zuvor den Mittelpunct umgab, statt deren jetzt in den Mittelpunct 
tritt; — auch diese verschwindet, indem sie von der zunächst um 
gebenden verdrängt wird, und so kehren die Farben successiv in um 
gekehrter Ordnung zum Centrum zurück, als sie daraus hervorge 
treten waren, was mit großer, obwohl etwas minderer Schnelligkeit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.