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Anwandlung des leichtern Durchgehens
als die Ausbreitung der Farben geschieht. Dabei mindert sich jedoch
der Umfang des farbigen Theils des Häutchens nicht; im Gegen
theil, während eine der äußersten Farben mit den übrigen nach
Innen zurückweicht, fahrt sie zugleich fort, sich auch nach Außen
auszubreiten; und manchmal breiten sich so zwei bis drei Farben
zugleich nach entgegengesetzten Richtungen aus, so daß das ganze
Häutchen zuletzt blos noch von einer, zwei oder drei Farben bleibt.
Hienach hat sich in dieser zweiten Epoche das, in der ersten Epoche
von der Mitte nach der Peripherie an Dicke abnehmende, Häutchen
aus eine allenthalben gleiche oder wenig abwechselnde Dicke reducirt.
Ist das Oelhäutchen in diesem Zustande, so beginnt eine dritte
Epoche. Das Oelhäutchen fängt an, zuerst ganz an der Peripherie
und successiv immer weiter nach dem Mittelpunct zu mit ganz run
den Löchern durchbrochen zu werden. Diese Löcher vervielfältigen,
erweitern sich und nehmen zuletzt unregelmäßige krummlinige Gestal
ten an. Dabei steigen, wenn man es mit einem fetten Oele zu
thun hat, die Farben des noch vereinigt bleibenden Theils vom Häut
chen immer tiefer in der Ordnung der Newtonschen Ringe abwärts,
welches zeigt, daß es an Dicke zunimmt, und werden zuletzt wegen
zu großer Dicke ganz farblos, indem sie nur noch ein netzförmiges
Gewebe darstellen, wie beim Ricinusöl, oder kleine zerstreute Tröpf
chen, wie beim Olivenöl, Leinöl u. s. w. — Bei ätherischen Oelen
steigen die Farben des sich durchlöchernden Oelhäutchens im Gegen
theil in der Reihe der Ringe aufwärts, was aber blos vom Dün
nerwerden durch Verdunstung derselben abhängt. — Ueber fernere
Modifikationen dieser Erscheinungen vergleiche man die angezeigten
Abhandlungen.
Ueber die Anwandlungen des leichtern Durchgehens
und des leichtern Zurückgehens. (Vices facilioris transmis-
sionis et reflexionis ; accès de facile reflexion et transmission ;
engl. fits of easy transmission and réflexion).
Nachdem Newton auf dem Erfahrungswege die Grundgesetze
der Anordnung und Vertheilung der in dünnen Schichten sich bil
denden Ringe festgestellt hatte, folgerte er aus der Gesammtheit der
selben eine neue physische Eigenschaft der Lichttheilchen; eine Eigen
schaft, die nicht allein den, von diesem großen Manne beobachteten,
Erscheinungen allen ihren Umständen nach völliges Genüge leistet,
sondern auch zur Erklärung einer Menge anderer Thatsachen von dem
Anschein nach ganz verschiedener Natur ausreicht, die ihm noch gänz
lich unbekannt waren. Um die gehörige Einsicht zu gewähren, daß
diese Eigenschaft nothwendig aus den Erscheinungen, ohne Zuziehung
irgend einer Hypothese, hervorgeht, werde ich die Newtonschen
Sätze einen nach dem andern anführen, blos mit Hinzufügung der