Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Anwandlung des leichtern Durchgehens 
als die Ausbreitung der Farben geschieht. Dabei mindert sich jedoch 
der Umfang des farbigen Theils des Häutchens nicht; im Gegen 
theil, während eine der äußersten Farben mit den übrigen nach 
Innen zurückweicht, fahrt sie zugleich fort, sich auch nach Außen 
auszubreiten; und manchmal breiten sich so zwei bis drei Farben 
zugleich nach entgegengesetzten Richtungen aus, so daß das ganze 
Häutchen zuletzt blos noch von einer, zwei oder drei Farben bleibt. 
Hienach hat sich in dieser zweiten Epoche das, in der ersten Epoche 
von der Mitte nach der Peripherie an Dicke abnehmende, Häutchen 
aus eine allenthalben gleiche oder wenig abwechselnde Dicke reducirt. 
Ist das Oelhäutchen in diesem Zustande, so beginnt eine dritte 
Epoche. Das Oelhäutchen fängt an, zuerst ganz an der Peripherie 
und successiv immer weiter nach dem Mittelpunct zu mit ganz run 
den Löchern durchbrochen zu werden. Diese Löcher vervielfältigen, 
erweitern sich und nehmen zuletzt unregelmäßige krummlinige Gestal 
ten an. Dabei steigen, wenn man es mit einem fetten Oele zu 
thun hat, die Farben des noch vereinigt bleibenden Theils vom Häut 
chen immer tiefer in der Ordnung der Newtonschen Ringe abwärts, 
welches zeigt, daß es an Dicke zunimmt, und werden zuletzt wegen 
zu großer Dicke ganz farblos, indem sie nur noch ein netzförmiges 
Gewebe darstellen, wie beim Ricinusöl, oder kleine zerstreute Tröpf 
chen, wie beim Olivenöl, Leinöl u. s. w. — Bei ätherischen Oelen 
steigen die Farben des sich durchlöchernden Oelhäutchens im Gegen 
theil in der Reihe der Ringe aufwärts, was aber blos vom Dün 
nerwerden durch Verdunstung derselben abhängt. — Ueber fernere 
Modifikationen dieser Erscheinungen vergleiche man die angezeigten 
Abhandlungen. 
Ueber die Anwandlungen des leichtern Durchgehens 
und des leichtern Zurückgehens. (Vices facilioris transmis- 
sionis et reflexionis ; accès de facile reflexion et transmission ; 
engl. fits of easy transmission and réflexion). 
Nachdem Newton auf dem Erfahrungswege die Grundgesetze 
der Anordnung und Vertheilung der in dünnen Schichten sich bil 
denden Ringe festgestellt hatte, folgerte er aus der Gesammtheit der 
selben eine neue physische Eigenschaft der Lichttheilchen; eine Eigen 
schaft, die nicht allein den, von diesem großen Manne beobachteten, 
Erscheinungen allen ihren Umständen nach völliges Genüge leistet, 
sondern auch zur Erklärung einer Menge anderer Thatsachen von dem 
Anschein nach ganz verschiedener Natur ausreicht, die ihm noch gänz 
lich unbekannt waren. Um die gehörige Einsicht zu gewähren, daß 
diese Eigenschaft nothwendig aus den Erscheinungen, ohne Zuziehung 
irgend einer Hypothese, hervorgeht, werde ich die Newtonschen 
Sätze einen nach dem andern anführen, blos mit Hinzufügung der
	        
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