Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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und bleibenden Farben der Körper. 
zusammensetzen, die daher an Intensität mit der Dicke zunehmen 
wird, so lange als den Gruppen, welche das einfallende Licht zuletzt 
empfangen, noch etwas zurückzuwerfen übrig ist. Und der Antheil 
dieses Lichts, der von den successiven Zurückwerfungen übrig gelassen 
wird, wird die, durch den Körper durchgehende, Farbe bilden. 
Wenn die Erscheinung rein auf die hier beschriebene Weise vor 
sich gienge, so müßte die eigenthümliche Farbe der Körper immer 
in aller Strenge eine der Nuancen der zurückgeworfenen Farbenringe 
zeigen, und die durchgehende Farbe genau die Ergänzungsfarbe von 
dieser seyn. Selten aber findet eine so vollständige Uebereinkunft 
der eigenthümlichen Farbe mit einem der Ringe Statt, und noch 
seltener ist die durchgehende Farbe die Ergänzungsfarbe der zurück 
geworfenen. Man muß indeß berücksichtigen, daß das Licht selbst 
durch die durchsichtigsten Körper nicht mit der vollkommenen Frei 
heit hindurchgeht, die wir unseren Erörterungen zu Grunde legten; 
ein Theil wird immer durch den Körper verschluckt, mag er sich 
nun mit seinen materiellen Theilchen verbinden, oder durch ihre 
Wirkung so modificirt werden, daß er die Empfindung des Sehens 
nicht mehr in unsern Augen hervorzurufen vermag. Nun kann man 
sich leicht überzeugen, daß diese verschluckende Wirkung sich auf die 
verschiedenen einfachen Stralen mit ungleicher Stärke äußert, und 
daß jede Substanz sich in dieser Hinsicht eigenthümlich verhält, 
indem sie theils im Allgemeinen mehr oder weniger Licht, theils 
vorzugsweise diese oder jene Stralen mehr als andre verschluckt. 
Gießt man nämlich verschieden gefärbte Flüssigkeiten in kegelförmige 
Gläser, und betrachtet sie mittelst durchgelassenen Lichts, so erscheint 
die Farbe jeder derselben fast immer verschieden, je nach der größe 
ren oder geringeren Dicke, durch welche die Stralen hindurchgegan 
gen sind und sowohl die Fortschritte der Verschluckung (bei zu 
nehmender Dicke), als auch die Reihenfolge, in welcher die verschie 
denen Stralen successiv verschluckt werden, verhalten sich im Allge 
meinen verschieden nach Verschiedenheit der Flüssigkeiten. Diese 
Ursache nun, indem sie die Beschaffenheit des durchgehenden Lichtes 
modificirt, muß sein Verhältniß (als Ergänzungsfarbe) zur zurück 
geworfenen Farbe nothwendigerweise fast immer aufheben, und selbst 
diese kann auch bis zu einem gewissen, obwohl unstreitig nicht bis 
zum nämlichen, Grade durch eine ähnliche Ursache verändert wer 
den, nämlich durch die Verschluckung, welche die Stralen, aus denen 
sie besteht, bei dem Zurückkehren von der zweiten Oberfläche der 
Gruppen zu der äußeren Oberfläche der Körper erfahren. Jedoch 
muß die geringe Ausdehnung dieses Weges im Allgemeinen eine 
geringere Entartung der zurückgeworfenen Farben mit sich bringen, 
* Eine Auflösung von Saftgrün z. B. steht, wen» ste eine dünnt Schicht 
bildet, smaragdgrün; als eine dicke Schicht aber blutroth im durchgelassenen 
Liclne aus.
	        
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