Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Undulationssystem. 
kennen, da sie nur ein wörtlicher Ausdruck für die Abwechslungen 
der Zurückwerfung und des Durchgehens sind, welche die Farben 
ringe darbieten. Legt man aber dem Lichte eine andre Grundbeschaf 
fenheit bei, so kann man auch diese Abwechslungen unter einem 
andern Gesichtspuncte darstellen. 
Descartes und nach ihm Huyghens und viele andere 
Physiker haben die Ursache der Lichtempsindung in Undulationen 
(Wellenschlägen) gesucht, die in einem sehr elastischen Mittel vor 
sich gehend und bis zu unserm Auge fortgepflanzt, in diesem den 
Sinneseindruck des Sehens erregten, eben so wie die, in der Luft 
erregten und bis zu unserm Ohre fortgepflanzten, Undulationen in 
diesem die Enipfindung des Schalls hervorbringen. Dies Mittel, 
wenn wirklich ein solches vorhanden ist, muß alle Himmelsraume 
erfüllen, weil durch dieselben das Licht der Gestirne zu unsern Augen 
gelangt; es muß ferner sehr elastisch seyn, da die Fortpflanzung des 
Lichts mit so ungeheurer Schnelligkeit erfolgt; und überdies kann 
seine Dichtigkeit nur unendlich gering seyn, da sich aus den ältern 
und neuern astronomischen Beobachtungen nach den genauesten Un 
tersuchungen keine merkliche Spur eines Widerstandes in den Bewe 
gungen der Planeten ergeben hat. Was das Verhalten dieses Mit- 
t ls zu den Körpern auf der Erde anlangt, so inuß es, wie man 
sieht, alle durchdringen, weil sie sämmtlich das Licht hindurch lassen, 
wenn sie hinlänglich verdünnt sind, und durch ihre Berührung die 
innere Zurückwerfung desselben abändern. Seine Dichtigkeit darin 
muß ferner nach Beschaffenheit der Substanzen verschieden seyn, in- 
denr aris der ungleichen Brechung, welche die nämlichen Stralen 
durch verschiedene Substanzen erfahren, erhellt, daß die Fortpflan 
zung derselben darin mit ungleicher Geschwindigkeit vor sich geht. 
Welches aber müssen die Verhältnisse dieser Dichtigkeiten für die ver 
schiedenen krystallisirten Substanzen seyn? Auf welche Weise wird 
der Lichtäther in jeder derselben in diesen Zustand gebracht und zurück 
gehalten? Wie vermag er darin eingeschlossen und festgehalten zu 
bleiben, so baß er sich nicht nach Außen zu verbreiten vermag? 
Ferner, auf welche Weise vermag dies so wenig widerstrebende, so 
dünne, so unfühlbare Mittel durch die Theilchen der uns leuchtend 
erscheinenden Körper erschüttert zu werden? Dies sind eben so viel 
Charaktere, deren genaue Kenntniß oder wenigstens genaue Bestim- 
Desselben Auszug aus der Fortsetzung dieser Unters, in den Ami. de Ch. et 
de Ph. XXII. ‘250. — Derselbe über die Farbcnringc, cbcnd. 337. — 
Desselben Brief an Fresnel, ebcnd. 270. — Käi» tz Darstellung von 
Newtons Sätzen in Bezug auf die Undulationsthcoric, in Schwcigg. I. N. R. 
XV. 176. — Lagrange analytische Darstellung der Theorie von Huyghens, in 
Aim. de Ch. et de Ph. XXI. 241. — Arago in Ami. de Ch. et de Ph. 
I. 109. -- Svii b 6erg über die Dispersion des Lichts nach der Undulations, 
thcorie, Pogg. IX. 483 oder Kastn. Arch. XI. 138. — Bigeo n gegen Rud- 
bcrg in Ami. de Ch. et de Ph. XXXVII. 440.
	        
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