Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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UndulationSsystem. 
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mutig gar sehr erfoderlich seyn würde, um von sichern Vorstellun 
gen hinsichtlich der Bedingungen ausgehen zu können, nach welchen 
die Undulationen darin sich bilden und fortpflanzen müssen; allein 
bisher hat man hierüber noch keine klaren Bestimmungen zu geben 
vermocht. 
Wie dem auch sey, wenn man sich einen Körper mit dem Ver 
mögen begabt denkt, eine augenblickliche Erschütterung an irgend 
einem Puncte eines solchen Mittels hervorzurufen, welches zuerst in 
seiner ganzen Ausdehnung von gleichförmiger Dichte angenommen 
wird, so wird sich diese Erschütterung darin kugelförmig nach den 
nämlichen Gesetzen als in der Luft fortpflanzen, mit Ausnahme der 
weit größern Geschwindigkeit, welche darin Statt finden muß. Jedes 
Theilchen des erschütterten Mittels wird also für seinen Theil erschüt 
tert werden, wenn die Reihe an dasselbe kommt, und nachher in 
den Ruhestand zurückkehren. 
Wiederholen sich diese Erschütterungen an dem nämlichen Puncte,' 
so wird daraus, eben wie in der Luft, eine Folge von Wellen her 
vorgehen, welche den Schallwellen analog find, und so wie man in 
diesen periodische Abwechslungen der Verdichtung und Verdünnung 
beobachtet, welche den Abwechslungen des Hin- und Hergehens, 
worin die Schwingungen des schallenden Körpers bestehen, enspre- 
chen, so muß man sich auch denken, daß die aufeinanderfolgenden 
und periodischen Vibrationen der Lichtkörper einen ähnlichen Erfolg 
in den Lichtwellen hervorzurufen vermögen; endlich, so wie die Auf 
einanderfolge der Schallwellen, wenn sie hinlänglich rasch geschieht, 
in unserm Ohre die Empfindung eines anhaltenden Tons hervor 
bringt, dessen Beschaffenheit von der Schnelligkeit der hin- und 
wiedergehenden Schwingungen und den Gesetzen der, dadurch in 
jeder Schallwelle hervorgerufenen, Verdichtung und Geschwindigkeit 
abhängt, so werden, unter analogen Bedingungen, die Aetherwellen 
Empfindungen des Lichts in unserm Auge hervorzurufen vermögen, 
und zwar Empfindungen, die sich je nach der Verschiedenheit dieser 
Bedingungen unterscheiden. Dies ist der Grund der Farbenverschie 
denheiten. In diesem Systeme entsprechen die Längen der Licht- 
wellen* den Anwandlungen Newtons, und zwar ist ihre Länge, 
wie wir in der Folge sehen werden, gerade das Vierfache: ihre 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit hängt, wie in der Luft, von dem Ver 
hältniß der Spannkraft der Flüssigkeit zu ihrer Dichtigkeit ab. 
Wenn eine in der Luft erregte Schallwelle an die Oberfläche 
eines festen Körpers antrifft, so bringt ihr Stoß in den Theilen 
dieses Körpers eine allerdings unmerkliche, aber doch wirkliche, Be 
wegung hervor, wodurch sie zurückgesandt wird. Ist der Körper, 
anstatt fest zu seyn, eine Gasart, so hat die Zurückwerfung gleich- 
* Urner Länge einer Welle ist hier verstanden, was in Bezug auf die Was- 
serwclleu Th. I. S. 132 Breite einer Welle genannt wurde.
	        
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