Erster Theil
Ueber eine zweckmässige Aenderung des gebräuchlichen
Ausdruckes für das specifische Gewicht der Gase,
Die gebräuchliche Ausdrucksweise für das specifische Gewicht
gasförmiger Stoffe oder für deren Dampfdichte besteht bekanntlich
darin, dass man das Gewicht gleicher Masse von dem betreffenden
Gase und von atmosphärischer Luft, beide auf gleiche "Temperatur
— 0? € — und gleichen Luftdruck — 16«m. Bar. H. — bezogen, mit
einander vergleicht, wobei das Gewicht des Volumens der atmosphá-
rischen Luft — 1 gesetzt wird.
Gegen die Annahme dieser Einheit, der Dichte der Luft, lässt
sich einwenden, dass die Luft erwiesener Maassen ein je nach Ort
und Zeit in seiner Mischung etwas wechselndes Gasgemenge ist,
dessen Dichtigkeit demzufolge ebenfalls schwanken muss. Abge-
sehn von Wasserdampf, Kohlensüure, auch Ammoniak, die sich der
Luft leicht entziehen lassen, sind die übrigen fremden Beimengun-
gen im Allgemeinen wohl ganz unerheblich ; aber durch das schwan-
kende Verhültniss von Sauerstoff und Stickstoff, kann das specifi-
sche Gewicht der Luft allerdings etwas merklich verändert werden.
Wenn auch Schwankungen von 20.2 — 22pr.Ct. im Sauerstoff-
Gehalte der Luft, wie sie von A. Vogel *) angegeben sind, zu
den gróssten Seltenheiten gehóren mógen, so kommen solche von
20.3 — 21 pr. Ct., wie sie Regnault bei seinen ausgezeichneten Un-
tersuchungen **) gefunden hat, gewiss nicht selten vor.
Legen wir nun allen folgenden Berechnungen die von Regnault
für Paris gefundenen Zahlen zu Grunde, wonach unter normalen
Verhältnissen — (t —09C.; H — 76») — wiegt:
1 Liter Luft = 1.293187 Gr.
1 ,, Sauerstoffgas = 1.4298 93
1 ,, Stickgas — 1.2561 »
*) Liebig u. Kopp, Jahresber. 1854. S. 316.
** Annal. de Chim. et de Physique XXXVI, 385.