V orbemerkungen.
171
verpflanzte sich dieser Versicherungszweig nach England und von
da nach Frankreich und Belgien; in andern Ländern existiren
keine Anstalten dieser Art, seihst in Deutschland ist die Sache
noch fast gänzlich unbeachtet geblieben, nur einige Lebensversiche
rungsanstalten (Thuringia, Providentia, Anker) haben auch den
Zweig der Unfallversicherung, aber in beschränkter Weise, ihren
übrigen Versicherungszweigen beigefügt.
Die Berechnung von Tarifen für die verschiedenen Arten der
Unfallversicherungen ist leicht ausführbar, wenn man einmal das
erforderliche statistische Material hat und wenn man von den
Sätzen Gebrauch macht, die ich oben in der zweiten Abhandlung
gegeben habe.
In der Literatur über Versicherungswesen ist die Frage über
die mathematischen Grundlagen der Unfallversicherung nirgends
behandelt, es mag daher das Folgende als der erste Versuch an
gesehen werden, die Lücke zu füllen. Ich würde mich reichlich
belohnt sehen, wenn Andere sich durch das hier Gegebene an
geregt fühlen würden, die Frage weiter, gründlicher und besser
zu behandeln, vor Allem aber, wenn dadurch der Anstoss gegeben
würde, dass auch in Deutschland und der Schweiz Versicherungs
anstalten für Unfälle ins Leben treten würden. Die Sache ist
von grosser Bedeutung; denn in der Unfallversicherung gelangt,
wie Engel so richtig hervorhebt, die ihr zu Grunde liegende
Humanität nicht blos in dem Streben zum Ausdruck, eingetretene
Nachtheile zu paralysiren, sondern noch weit mehr in der unaus
bleiblichen Wirkung, solchen Nachtheilen vorzubeugen, d. h. die
Unfälle selbst soweit als möglich zu verhüten. Wie die Feuer
versicherungsanstalten ganz wesentlich zur Verminderung der Feuers
brünste, die Dampfkessel Versicherungsanstalten zur Verminderung
der Kesselexplosionen (wegen der Controlle und Beaufsichtigung
der Kesselanlagen von Seiten der Versicherungsgesellschaften) bei
getragen haben, so wird die Anzahl der Unfälle wesentlich ver
mindert werden, wenn grosse und vom Staate mit entsprechenden
Scation solcher Institute an cler besteingerichteten Unfallversicherungsanstalt
»Sécurité générale« in Paris.
Die zweite Abhandlung »Materialien zur Unfallversicherung« (Jahrgang
VIII, 1867) liefert eine vortreffliche Zusammenstellung des vorhandenen sta
tistischen Materials.