Full text: Abhandlungen aus der mathematischen Statistik

V orbemerkungen. 
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verpflanzte sich dieser Versicherungszweig nach England und von 
da nach Frankreich und Belgien; in andern Ländern existiren 
keine Anstalten dieser Art, seihst in Deutschland ist die Sache 
noch fast gänzlich unbeachtet geblieben, nur einige Lebensversiche 
rungsanstalten (Thuringia, Providentia, Anker) haben auch den 
Zweig der Unfallversicherung, aber in beschränkter Weise, ihren 
übrigen Versicherungszweigen beigefügt. 
Die Berechnung von Tarifen für die verschiedenen Arten der 
Unfallversicherungen ist leicht ausführbar, wenn man einmal das 
erforderliche statistische Material hat und wenn man von den 
Sätzen Gebrauch macht, die ich oben in der zweiten Abhandlung 
gegeben habe. 
In der Literatur über Versicherungswesen ist die Frage über 
die mathematischen Grundlagen der Unfallversicherung nirgends 
behandelt, es mag daher das Folgende als der erste Versuch an 
gesehen werden, die Lücke zu füllen. Ich würde mich reichlich 
belohnt sehen, wenn Andere sich durch das hier Gegebene an 
geregt fühlen würden, die Frage weiter, gründlicher und besser 
zu behandeln, vor Allem aber, wenn dadurch der Anstoss gegeben 
würde, dass auch in Deutschland und der Schweiz Versicherungs 
anstalten für Unfälle ins Leben treten würden. Die Sache ist 
von grosser Bedeutung; denn in der Unfallversicherung gelangt, 
wie Engel so richtig hervorhebt, die ihr zu Grunde liegende 
Humanität nicht blos in dem Streben zum Ausdruck, eingetretene 
Nachtheile zu paralysiren, sondern noch weit mehr in der unaus 
bleiblichen Wirkung, solchen Nachtheilen vorzubeugen, d. h. die 
Unfälle selbst soweit als möglich zu verhüten. Wie die Feuer 
versicherungsanstalten ganz wesentlich zur Verminderung der Feuers 
brünste, die Dampfkessel Versicherungsanstalten zur Verminderung 
der Kesselexplosionen (wegen der Controlle und Beaufsichtigung 
der Kesselanlagen von Seiten der Versicherungsgesellschaften) bei 
getragen haben, so wird die Anzahl der Unfälle wesentlich ver 
mindert werden, wenn grosse und vom Staate mit entsprechenden 
Scation solcher Institute an cler besteingerichteten Unfallversicherungsanstalt 
»Sécurité générale« in Paris. 
Die zweite Abhandlung »Materialien zur Unfallversicherung« (Jahrgang 
VIII, 1867) liefert eine vortreffliche Zusammenstellung des vorhandenen sta 
tistischen Materials.
	        
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