Bisarapbhiflche Skizze des Unterzei
AO grap 33 unterzeichneten.
Jen bin im Jahre 1793 in Molsdorf im Herzogthum Gotha geboren. Nach Beendigung dieses Auftrages wünschte besonders auch der
Mein Vater war herrschaftl. Werkmeister und Geometer daselbst und Staatsminister und nachmalige Regierungs-Ober-Präsident Graf v. Keller,
stammte aus einer alten Bau- Werkmeister- Familie, welche in meinem dessen wohlwollende Gesinnung gegen mich ich gern dankend anerkenne,
Grossvater zum Behufe der Anlage von Maschinenwerken aus Schwaben dass ich mich auch fernerhin dem Staatsdienste widmen sollte. Architekto-
ins Gothaische berufen wurde. nische Freunde riethen mir jedoch hiervon ab und bewogen mich (besonders
Die Neigung für das Bauwesen scheint mir mit angeboren zu sein, Meiner praktischen Kenntnisse wegen, weil der damalige Stand der bau-
denn schon in meiner frühesten Jugend machte es mir viele Freude, wenn lichen Gewerbe in Erfurt für die neu eingetretenen Verhältnisse und Be-
ich an dergleichen praktischen Beschäftigungen Theil nehmen und beson- dürfnisse eine angemessenere Richtung erforderten), dass ich mich als Bau-
ders auch wenn ich Lasten fortbewegen konnte, obwohl mir dieses oft von unternehmer in Erfurt etablirte,
dem Vater, als meine Kräfte übersteigend, Verweise zuzog. Aus freiem Mit diesem Unternehmen verband ich zugleich meine Verheirathung,
Willen widmete ich mich daher auch in meinem 15, Jahre der Uebung Von dem Jahre 1816 ab habe ich hierauf, nachdem ich mir hierzu
bei den praktischen Geschäften meines Vaters, obwohl mir auch schon selbst, um gesetzlichen Erfordernissen, bezüglich des vortheilhafteren Be-
damals, wie es bei meinen zwei Brüdern, die das kaufmännische und das triebes übernommener Bauten, zu entsprechen, das Zimmermeister = Recht
juristische Fach zu ihrem Berufe wählten, der Fall war, die nöthigen erworben hatte, als Entrepreneur mehrfache Land- und Wasserbauten in
Mittel, namentlich auch für das höhere Schulstudium des Baufachs, dispo- Erfurt ausgeführt.
nibel gestellt waren. In den Jahren 1822 besorgte ich als Architekt die vor das evange-
Durch die Begünstigung des Staatsministers Grafen von K eller lische Ministerium in Erfurt ressortirenden Kirchen-, Pfarr- und Schul-
in Stedten bei Erfurt, bei dessen vielfachen Bauten mein Vater zugleich gebäude; und eben so versah ich auch 1824 die Stelle des Stadtbaumeisters
auch als Baumeister mit agirte, nahm ich im 16, Jahre Theil an dem Un- für die Communalbauten in Erfurt. Beide Beschäftigungen legte ich theils
jerricht in der freien Handzeichnung, welche der Maler Legrand den Berührungen wegen, die mir nicht convenirten, theils um einer eingegange-
gräflichen Kindern ertheilte. In den Jahren 18}% erhielt ich ferner durch nen Entreprise meine ganze Thätigkeit zu widmen, nieder. Ich benutze
die Lehrer Hämpel und Hesse in Gotha Privatunterricht in der Geometrie, jedoch auch diese Gelegenheit gern, den beiden Behörden für die vielfachen
im Plan- und in dem architektonischen Zeichnen, Beweise von erhaltenem Vertrauen, sowohl während der Geschäftsführung,
Zn T als auch durch die schriftliche Anerkennung bei der Aufgebung derselben,
Im Jahr 1812 bereiste ich Süddeutschland und die Schweiz, wobei . sr ° ) > |
; . . ; . n ann meinen Dank dafür auszusprechen,
Italien zum Ziel der Reise gestellt war. Die damaligen Zeitverhältnisse sw 9 Ne . x . En
. . . N N ? Die Kränklichkeit meiner Frau veranlasste mich 1827 ein ländliches
veranlassten mich aber, diesen Plan dahin abzuändern, dass ich Paris ns x x
N N n Grundstück, 4} Stunde von Erfurt, zu erwerben und dahin zu ziehen.
besuchte und hierauf über München nach Wien-reiste, In letzterer Stadt . x . . . KA .
. | ; N | Meine Muse widmete ich von dieser Zeit ab ausschliesslich dem architek-
genoss ich ein Jahr lang Privatunterricht im architektonischen Zeichnen. ; . nn :
En Be : SO tonischen Studium und der Herausgabe der im Jahre 183% im ägyptischen
Bei dieser Beschäftigung hatte ich besonders auch Gelegenheit, die Vor- . ; . ; .
. S n . n . und im altdeutschen Style bearbeiteten zwei Hefte architektonischer Ent-
theile meiner früher gewählten praktischen Ausbildung *) zu erfahren, in- . . .
e ; S würfe; ferner den 183} ausgegebenen zwei Heften Beitrag zur Construction
dem ich bei den zum Abzeichnen vorgelegten Blättern oft Veranlassung fand,
N . der altdeutschen Bauart,
auf das Unausführbare daran aufmerksam zu machen. Wenn auch dieses . , -
& . . x In dem Jahre 1833 wurde ich von mehrern Seiten veranlasst, bei
dem Lehrer für den Augenblick nicht angenehm sein konnte, so mochte es . . en
? . . dem neu organisirten Magistrat in Erfurt, nachdem ich auch schon früher
es doch mit dazu beitragen, dass mir der wackere Mann am Ende doch . .
. ; . als Stadtverordneter daselbst wirksam gewesen war, die Stelle des Stadt-
die deutlichsten Beweise von besonderem Vertrauen und Wohlwollen er- ES . « |.
theilt raths für das Baufach anzunehmen, was ich auch bedingungsweise zusagte,
CU, — . ° .. . °
N ; Ein anderer Beweis des öffentlichen Vertrauens wurde mir 1834 dadurch zu
T . ve. .. io ° ° .. ° ° ; - . e ® . :
Nach meiner Zurückkunft beschäftigte ich mich einige Zeit mit vwpej], dass mich der Kirchheimer Wahlbezirk zu seinem Schiedsmanne
.. io nn. . . * . . . nr . . . . . .
selbstständigen Produckionen und machte ich namentlich bei einem rein gewählt hatte (gütliches Vergleichsgericht) , welche Wahl ich jedoch mit
technischen Gegenstand die Erfahrung, dass hier , selbst meiuem Vater gesetzlichen Gründen ablehnen konnte.
und einem Baurathe gegenüber, das Glück bei mir geweilt hatte, Der bereits im Jahre 1831 erfolgte Tod meiner Frau hatte besonders
Ein Entwurf zu einem kleinen, späterhin ausgeführten Gebäude schwer und tief in mein Leben und meine Lebensverhältnisse eingegriffen. —
gab die Veranlassung, dass ich von der damaligen Vice- Landesdirection Im Jahr 1835 legte ich, da mein Gesundheitszustand schon längere
in Erfurt den Auftrag erhielt, die Ocular-Aufnahme der sämmtlichen Klöster, Zeit wankend war, meinen stadträthlichen Posten nieder. Anerkennung
so wie die specielle Aufnahme und Zeichnung der Hofstadt und des Au- meines dienstlichen Wirkens war mir auch hier nicht entgangen, und wurde
gustiner-Klosters daselbst zu besorgen. Weiterhin wurde ich dem dama- mir diese namentlich auch von Seiten der Commune Erfurt darin bethätigt,
ligen Bauinspector Franke zur Hilfsleistung behufs der Vorarbeiten zur dass eine Deputation mit dem Stadtverordneten - Vorsteher, Dank, so wie
Einrichtung des neuen Regierungs- Locale beigegeben. Wenn nun auch Bitte um ferneres Bleiben aussprach. Auch will ich gern dankend der er-
diese Beschäftigung mir weniger Gelegenheit gab, mich productiv zeigen haltenen Unterstützung und des Vertrauens erwähnen, was mir besonders
zu können, so gewährte mir diese doch den wesentlichen Vortheil, dass der Ober-Bürgermeister Wagner dabei bewiesen hat. Nicht weniger
ich, theilnehmend und wohlwollend von dem gedachten Architekten unter- möge auch noch der bereitwilligen Unterstützung des Stadtbaumeisters
stützt . insbesondere den rein technischen Geschäftsgang kennen lernte. Schulze freundlich gedacht sein.
+) Es kann nur vortheilhaft sein, wenn diesem Gegenstand, welchen ich schon mehrfach und namentlich in der 3. Abth. des 8. Heftes da. Bl. in den Bemerkungen über
und für unsere Baukunst berührt habe, von Hallmann jetzt eine speciellere Erörterung gegeben worden ist. Denn nur zu häufig dürften sich noch bei unserer jetzi-
gen, ausschliesslich nur auf die Theorie sich beschränkenden, Bildungsweise der Architekten die Fälle sich ergeben, wo diese auf den Bauplätzen als Ritter von ei-
ner sehr traurigen Gestalt erscheinen. Dass dieses aber, der betreffende Architekt möge nun in seinen Anordnungen selbstständig zu Werke gehen oder sich Raths bei
den praktischen Männern einholen, nicht zum Vortheil der — Baukasse sein kann, vielmehr diese gewöhnlich unnöthig belasten wird, möchte wohl klar genug vor-
liegen. Desshalb sollte in den architektonischen Lehranstalten die praktische Seite auch um so mehr berücksichtigt werden, als die betreffende Kunst ja ohnedem
wesentlich das praktische Leben berührt.