Erklä den Kupf fel
rklärung zu den Kupfertafeln.
Das vorliegende Heft enthält zunächst in 5 landwirthschaftlichen Höfen die Fortsetzung zu den im vorigen Hefte als II. Ab-
theilung befindlichen I bis XH Hofpläne und giebt damit zugleich den Schluss von den in den frühern Heften näher angezeigten Ent-
würfen zu 29 landwirthschaftlichen Höfen 1), Dann habe ich mir erlaubt noch einige Warte üher unsere Baukunst. sowie über mein
bisheriges Streben dafür beizufügen,
Zur nähern Anwendung der im vorletzten Hefte auf Taf, XIL Fig. 7 und S gegebenen Profile zu Dachgesimsen mit überhän-
genden Dachflächen fehlte mir dagegen für die dazu bestimmten Gebäude zuletzt auf den Kupferplatten der nöthige Raum und bin
ich überhaupt davon um so lieber abgestanden, als ich an dergleichen Constructionen nur einen lokalen oder herkömmlichen, nicht
aber einen für die allgemeine Anwendung empfehlenden Werth ersehen kann. Zur Empfehlung solcher überhängenden Dächer wird
gewöhnlich angeführt, dass solche 1) bei schlechtem Wetter einen Schutz für das Gehen so wie zum Trockenhängen der Geschirre
gewährten; 2) dass sie die Gebäude selbst conservirten. Den erstern Vortheil geben solche jedoch nur bei einem windstillen Re-
gen- oder Schneewetter; dem Letztern aber ist nicht eben ein besonderer Werth beizulegen, da bekanntlich selbst Gebäude mit
blosstehendem Fachwerk mit den gewöhnlichen Dachgesimsvorsprüngen Jahrhunderte bestehen können. Dagegen haben solche Dach-
überhänge besonders den Nachtheil: 1) dass die Gebäude dadurch jeder gefälligen Ansicht baar und ledig werden; 2) dass bei
Wohngebäuden der obere "heil der Stockwände in einen nachtheiligen Schatten und in eine beschränkte Aussicht gestellt. wird ;
3) dass solche eine mehr zusammengesetzte künstliche, mithin mehr kostende Construction. des Dachverbandes. erfordern, und 4)
dass solche feuergefährlicher als jede andere Dachgesimse sind, und zwar a) zunächst weil schon das. Lecken von einer nachbar-
jichen Brandflamme an solchen grössern Dachvorspringen hinreicht, um diese Gebäude gewöhnlich rettungslos zu stellen und dann
b) weil bei den grössern Dachvorspringen eine vollständige "Trennung solcher Gebäude mit den gewöhnlichen Brandmauern nicht
erzielt werden kann. Es ist daher in den Fällen, wo bedeckte Wege vor den Gebäuden verlangt werden, für gewöhnlich vorzu-
ziehen, dazu besondere Gänge in Stockwerkshöhe anzulegen (II. Abth. 1. Lief,, Hofplan XI. Taf, X. Fig. 8), womit dann zugleich
der Vortheil erreicht wird, dass mit den Kosten, welche die grössern Dachflächen veranlassen, auch ein benutzbarer grössereı
Dachraum erreicht wird, welcher Vortheil natürlich auch den obern Stockwerken, wenn das Gebäude dergleichen hat, zu gute
kommt. Das Trockenhängen der Geschirre kann aber schon durch die Anbringung von baldachinförmigen Vorspringen an den Um-
fangswänden, wozu besonders der Spitzbogensiyl so viele zierliche Motiven gewährt, leicht und mit wenig Kosten erreicht werden,
Bei den vorliegenden Hofplänen XIV bis XVII ist bei den dargestellicn Wohngebäuden -das Bedürfniss für wohlhabende Be-
sitzer aus den höhern Ständen vorausgesetzt worden. Wo eine solche Aufgabe nicht vorliegt, können dann leicht an deren
Stelle andere in beschränktern Dimensionen gehaltene Wohnhäuser, wozu theils die übrigen Hofpläne, theils meine frühern Ent-
würfe zu ländlichen Gebäuden nähere Vorschriften geben, substituirt werden. Für Fälle dagegen, wo eine” reichere Verzierung
der Wohnungen verlangt wird, geben besonders stylgemäss die im 11—13 Heft m. r. B. befindliche Facaden zu Wohngebäuden
zahlreiche Motive dazu ab 2).
Die bei den Hofplänen XIV, XV und XVII, angenommenen flachen Dächer können auch unbeschadet der innern räumlichen
Einrichtung der Gebäude mit hohen Dächern vertauscht werden, wie es in der I. Abth. .d. H, bei den Hofplänen XL und XII näher
dargestellt worden ist.
Die Anlage der Luftzüge oder Dunströhren in den Ställen, über deren nähere Anordnung noch so verschiedene, ganz entge-
gengesetzie Ansichten herrschen, kann bei diesen wie bei den übrigen Höfen ganz nach Erforderniss und in beliebiger Art und
Weise, sowohl mittelst Oeffnuungen in den Umfangsmauern ‘ oder Fenstern der Ställe, oder auch, da sich über den Ställen keine
Wohnräume befinden, mittelst steigender Dunstschlöte oder Röhren geschehen. Dabei giebt natürlich die mehr oder weniger frei-
stehende Lage der Stallgebäude, nachbarliche Gebäude oder dergl. Grenzen etc. das Nähere für solche Anlagen mit an,
Mit weiterer Beziehung auf Dasjenige, was bereits in den frühern Heften in allgemeiner Hinsicht zu den. Hofplänen angeführt
ist. füge ich zu den vorliegenden Hofplänen in spezieller Hinsicht noch das Folgende hinzu.
, .
Tafel I. und Tafel VI. Fig. 1 und 2.
XII. Hofplan. Taf. I. Fig. 6, der Querdurchschnitt von der Scheuer
Die Grösse dieses Hofes ist berechnet auf 3—4 Pferde, 14 Stück nach Fig. 1, y.
Rindvieh, 80 Schafe, 14 Schweine, 30 Gänse, 60 Hühner. Taf. VI. Fig. 1, die Längenansicht von dem Stallgebäude.
Taf. L_ Fig. 1, der Hofplan zu ebener Erde. Davon ist "Taf. Vl. Fig. 2, der Längenaufriss vonder Scheuer nebst
im Wohngebäude: a Flur, b Wohnstuben, c den Querdurchschnitt von dem Stallgebäude nach der
Kammern, d Gesindestube, e Mägdekammer, f Küche, Linie Taf. 1, Fig. 1 9 De
g Speisekammer ; Taf I. Fig. 7, giebt bei diesem Hofe zu dem ersten Stock
im Stallgebäude: h Wasch- und Backhaus, i N NE N eine veränderte
Pferdestall, k Knechtekammer, 1 Kuhstall, m Fut- GE a wo der NE ea er ng ChOm-
terkammer, n Schafstall, o Schweinestall, p unter- Cochel ap 0 Welauhn allen, ) N EHEM Chi an der
halb Gänse-, oberhalb Hühnerstall, q Holz -. und ze escle eß YO AUSES BO OEENE MO yüre zum
Geschirrschuppen; Haupteingang dienen. soll. Bei einer solchen Abän-
7 . « °
| 5 derung ist es aber dann ‚rathsam, dass an der hin-
in dem Scheuergebäude: r Tennen, s Bansen. aa CB r
n tern Längenseite des Hauses unterhalb‘.der Treppe
Ferner t Hofraum, u Dungstätte, v Gärten. . « CS! 4
N EN ; nach dem zweiten Stockwerk, bei x noch eine zweite
Faf. I. Fig, 2, die Grundrisse von den Gebäuden in der Hausthüre für den eigentlichen ökonomischen Ver-
zweiten Stockhöhe, Davon kehr angelegt wird. a Flur, b Stuben. e Mägde-
im Wohngebäude: a Vorplatz, b Stuben, c Kam- kammer, f Küche.
mern 3 Fat I. Fig. 8 zeigt zu der vorgedachten Abänderung den
im Stallgebäude: d Vorrathskammern, e Häck- mittlern "Theil des vordern Aufrisses vom Wohnge-
sel-, Spreu-, Ueberkehr- und Raufenfutter- Kam- bäude, wobei im zweiten Stock die Fensterpartie des
mern, f Holz- und Geschirrgelass; mittleren Zimmers in der einen Hälfte mit einem
in dem Scheuergebäude: g der obere Raum Blumen - Erker- Fenster, in der andern dagegen ohne
über den Tennen und von den Bansen. Einen N KIM OBEN Ist, Pl beschrälk
x . n Hinsichtlich der, bei diesem Plane etwas beschränk-
Taf. 1. Fig. 3, der Aufriss von dem Wohngebäude nach « 7
. : nn : ten Anlage der Geschirr- und Holz - Remise bemerke
der Strasse zu, ingleichen der ""’horweg mit den Pfor- . x
nr: . ich, dass zum Trockenstellen der Wagen die Be-
ten, so wie die vordere Giebelansicht von dem Stall- ; 3 «
® . n x nutzung der 'Tennen mit vorausgesetzt wurde; da bei
gebäude. Das mittlere Zimmer im zweiten Stock des a g ( ® n z
x VO a Höfen von dieser Grösse 1 'Tenne zu beschränkt ist,
Wohnhauses ist mit :einem Blumen - Erker - Fenster r , ö x
2 Tennen dagegen, wie es der‘ Entwurf giebt, zu
versehen worden. IE s LM at .
0 n . S reichlich sind, 1} "Tenne aber natürlich nicht ausge-
Taf, I. Fig. 4, die vordere Giebelansicht von dem Wohn- führt werden kaun.
hause. Zur Befriedigung des Hofes an der Seite zwischen
Taf. 1. Fig. 5, der Querdurchschnitt von dem Wohnhause dem Wohnhause und der Scheuer sind nachbarliche
nach der Linie Fig. 1, x. - Gebäude gedacht.
\ Erhält diese Arbeit eine nähere Theilnahme , so werde ich dann weiterhin noch in einem besonderen Hefte nach grösserem Massstabe die
Details dazu geben. Inzwischen verweise ich um so mehr auf m, B. z. speziellen Darst. d. spitzb. Baustyls, ferner auf die Details im 11
bis 13 H.'m. B, z. r. B. hin, als die stylgemässe Behandlung der einzelnen Gebäudetheile in ihren Gliederungen etc., erst dem Ganzen die
eigentliche Harmonie verleiht,
Auch gewähren diese Facaden besonders vielfache Motive zu spitzbogig geschlossenen Fenstern und Thüren, wenn statt der bei den Hof-
plänen der Einfachheit wegen angenommenen Fenster und Thüren mit geraden Stürzen, dergl. spitzbogige verlangt werden. Uebrigens ist
hei Wohngebäuden, wie es schon im Mittelalter — wo vorzüglich die praktische Seite immer im Auge behalten wurde — mit dem Spitz-
bogenstyl geschah, die Anwendung des geraden waaägerechten Fenster- und Thürsturzes vorzuziehen, weil dieser mit den gewöhnlich bei
den Wohngebäuden innerhalb vorhandenen geraden Decken mehr harmonirt und auch dergl. geformte Oeffnungen leichter mit Rouleaux
oder Gardinen ausgefüllt werden können, Dabei sind natürlich solche Fenster etc. oberhalb in ihren Rippen (Fensterrahmen) mit den Ele-
menten der Spitzbogenfenster zu verzieren, wodurch sie sich dann, gleichsam vermittelnd, in einer andern Formgestalt dem spitzbogigen
Drinzin anchliessen