Vorrede.
Vor nunmehr 28 Jahren erschien unter dem Titel: „Die
lineale Ausdehnungslclire, ein neuer Zweig der Mathematik
von PI ermann Grassmann ein Werk, welches den Ge
danken einer geometrischen Analyse zur Ausführung brachte.
Durch Aufstellung und Begründung einer Reihe von neuen
Rechnungs-Operationen schuf der Verfasser eine Analysis,
deren Formeln nicht nur eine unmittelbare Uebertragung auf
räumliche Gebiete gestatteten, sondern ganz allgemein für
eine Mannigfaltigkeit von n Dimensionen gelten. Er zeigte,
dass auch die gewöhnliche Arithmetik nur als specieller Fall
in seiner Analysis enthalten sei, und vereinigte auf diese Weise
unter einem höheren Gesichtspunkte die beiden, scheinbar so
heterogenen Wissenschaften der Zahlenlehre und Raumlehre,
die bisher nur widerstrebend und unvollkommen durch das
Band der analytischen Geometrie zusammengehalten wurden.
Zahlreiche Anwendungen auf Geometrie und Stereometrie,
auf Statik und Mechanik, selbst auf Magnetismus und
Krystallographie bewiesen auf das Schlagendste, dass die
neue Analysis die einzige, der Natur dieser Wissenschaften
angemessene sei, während das bisherige Verfahren oft die
weitesten Umwege durch mühsame Formeln erforderte, um
zu einfachen Zielen zu gelangen. Nur in einem Punkte (der
Addition der Strecken) berührte sich Grassmann’s Arbeit mit
einer früheren (Möbius’ barycentrischem Calcul); im Uebrigen
war der ganze grosse Ideenreichthum des Werkes neu. — Den
Gedanken einer geometrischen Analyse überhaupt hatte aller
dings schon L/eibniz ausgesprochen, und zur Durchführung
desselben in seiner ,, geometrischen Charakteristik u einen
Versuch gemacht. Es ist das Verdienst der Fürstlich Jablo-
nowski’schen Gesellschaft, diesen Leibniz’sclien Gedanken der