Full text: Geometrie (1. Theil)

— XI — 
meten, die von vornherein dem Bedürfniss der Schule jede 
andere Rücksicht unterordneten. 
So erblicken wir denn noch heute in der betreifenden 
Literatur die „Arithmetik und Algebra“ meist in Form eines 
Conglomerates lose zusammenhängender Rechenregeln mit 
allerlei aus alter Zeit stehen gebliebenen praktischen „An 
hängen“, so die „Geometrie und Stereometrie“ als eine 
Sammlung willkürlicher Grundsätze, mehr oder minder dunk 
ler Erklärungen und geometrischer Kunststücke. 
Dieser ungenügende Zustand der Elemente offenbart sich 
aber am deutlichsten in seinen Wirkungen auf das Studium der 
Wissenschaft. Ihm vorzüglich, nicht ihrem abstracten Inhalte, 
verdankt es die Mathematik überhaupt, dass sie selbst dem 
gebildeten Publikum gegenüber die Rolle einer modernen 
„schwarzen Kunst“ spielt, nur zugänglich den besonders 
dafür prädestinirten Naturen. Ihrem gegenwärtigen Zustande 
verdanken es die Elemente insbesondere, dass sie auf der 
Schule die Plage so vieler sonst gut veranlagten Köpfe sind, 
dass sie nur einer verschwindenden Minderzahl ein Interesse 
abzugewinnen, und auch von dieser nur einen Bruchtheil zur 
Fortsetzung dieses Studiums zu begeistern vermögen. 
Aber jb grösser die Fülle von Ergebnissen wird, mit 
welcher uns heut zu Tage die gesammten Naturwissenschaf 
ten überschütten, und je mehr man zur Erkenntniss gelangt, 
eine wie oberflächliche und darum ungenügende Belehrung 
die sogenannten „populären“ naturwissenschaftlichen Schrif 
ten und Vorträge dem gebildeten Publikum gewähren, desto 
mehr wird auch der Werth einer wahren mathematischen * 
Bildung steigen, desto mehr das Bedürfniss sich heraus 
steilen, jedem Schüler, der die oberen Klassen verlässt, wenig 
stens die Grundlagen dieser Bildung mitzugeben, während 
die dem Schüler gegenwärtig gebotenen Kenntnisse und 
Fertigkeiten für seine wissenschaftliche Bildung von sehr 
geringem Werthe sind, weil dieselben ihm keinen Begriff von 
einer wissenschaftlichen Methode geben, mit welcher er 
weiter arbeiten könnte. 
Wie sehr nun das Bedürfniss einer Neugestaltung, na 
mentlich auf dem Gebiete der Raumlehre, sich schon gegen 
wärtig geltend macht, zeigt u. A. eine sehr lesenswerthe
	        
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