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Zwischen Sahnn und Guarda, an der alten Straße, waren
gewölbte Nischen als Zufluchtsstätten für Reisende beim Niederstürzen
der gefährlichen Lanine Gondas erbaut.
Eine häufig angewandte und leicht anzubringende Schntzbante, zu
welcher die Alpenbewohner wahrscheinlich erst durch Laninengefahr, in
Folge von Entwaldungen gezwungen wurden, besteht in Errichtung
von Erd- oder Steinhaufen auf der Bergseite, hart oberhalb der zu
schützenden Gebäulichkeit.
Diese Hügel reichen bis an den Dachgiebel, weßhalb die Aus
führung der Arbeit in St. Antonien „überhöhen" und das Werk
„Ueberhoh" genannt wird. Nach der Bergseite läuft die Baute in einen
spitzen Winkel ans und wird rechts und links von Mauern flankirt.
Weil die obere Kante dazu bestimmt ist, die anbrechende Lanine
zu theilen, zu spalten, so nennt man dieselbe auch „Spaltecke" (Davos).
Die Kirche von Franenkirch ist durch eine solche geschützt, wie aus
nachstehender Zeichnung ersichtlich (siehe Seite 104).
In Bergün heißen diese Schutzbauten barba cbian (romanisch).
Im Oberengadin findet sich nur eine, nämlich bei Prasnratsch im
Beverserthal, vor.
Im Kanton Glarus traf ich in Altenoren den sogenannten Käs
gaden und die Alp Burg mit Spaltecken versehen, dort „Triangel"
genannt.
Im Fermel (Obersimmenthal, Bern) heißen sie „Pfeil", im
Diemtigerthal (Bern) „Abwurf". Es steht ein solcher ob der Hütte
der Border-Kirelalp.
Im Entlebuch steht eine Spaltecke zum Schutz der obern Hütte
der Hellschwandalp und wird dort „Schntzstock" genannt.
In Saas-Grund ist das Beinhaus bei der Kirche mit einer
einseitigen Schutzmaner gegen Saunten versehen. Auch ant Simplon,
z. B. in der Ekernalp, kommen solche Schntzbauten vor. Auch die
Justitia sah sich genöthigt, sich den Sauinenverhaltnissen anzupassen,
indem z. B. die zwei alten, im Verfall begriffenen Mauern der