Full text: Die Lawinen der Schweizeralpen

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Liegt die Verbauung unter der Waldvegetationsgrenze, so hat 
derselben mit nächster Kulturzeit die Ausforstung zu folgen. 
Die besten Holzarten hiezu sind, wie bereits angeführt, die Arve, 
Lärche und bis zu etwa 1800'" auch noch die Fichte (Rothtanne); 
von den Laubhölzern eignet sich zur Beimengung in tieferen Lagen, 
bis zu etwa 1400'", der Bergahorn. 
Weitaus den ersten Rang nimmt die Arve ein, diese leider vom 
Gebirgsforstmann bisher zu sehr mißachtete Holzart, die in vielen 
Thälern in Folge Aushiebs völlig verschwunden, in fast allen aber 
stark in Abnahme begriffen ist, so daß Unkundige sogar anfingen, sie 
zu den, im Anssterben begriffenen Pflanzenarten zu zählen. 
Dem ist nun aber zum Glück nicht so, denn sie gedeiht in unserem 
Hochgebirge und bis in eine Höhe von wenigstens 2200™, bei Schonung, 
sowohl in natürlichem Aufwuchs als auch kultivirt, besser als jede 
andere Baumart, und wenn die Lärche überall sich so leicht und 
häufig ansiedelt, so ist zu bedenken, daß die Arve schweren, ungeslügelten 
Samen trägt, der vom Winde nicht, wie derjenige der Lärche, auf 
weite Strecken mit fortgeführt wird, sondern seine Verbreitung Vögeln, 
Eichhörnchen, Mäusen re. überlassen muß. Der graue Nußhäher 
(nucifraga caryocatactes) ist der vorzüglichste Säemann von Arven 
samen und trägt die Nüßchen oft weit über die jetzige Waldvegetations 
grenze hinauf, wo sie aufgehen und die Keimlinge oft noch gedeihen. 
Was die Arve zu Aufforstungen in Lauinenverbauungen ganz 
vorzüglich geeignet macht, ist, daß sie beim Versetzen, selbst bei geringer 
Sorge und langem Liegen in der Verpackung, was oft unvermeidlich, 
wenig leidet, gleich vom ersten Jahr an ein dickes, kräftiges Stämmchen 
treibt, das unter dem Schnee sich nicht biegt, und daß die Pflanze 
selbst in den obersten Waldsüumen hart ist. Auch als Baum trotzt 
sie Wind, Wetter und Schnee am besten und hat noch im hohen 
Alter eine Zähigkeit, wie keine andere unserer Nadelholzarten; sie 
wetteifert dort oben in ihrer Ausdauer mit der Linde und dem Ahorn 
der Thaltiefen. An tief ausgefaulten und gipfeldürren Stämmen sah
	        
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