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„Das Hofgebäude stund Jahrhunderte laug ungefährdet an seinem
Platze.
„Als das Unglück passirte, befanden sich 24 Bewohner im Haufe,
die sich gerade gemüthlich beim Spiel unterhielten. Sieben Personen
wurden andern Tags noch lebend unter der Schneemasse aus den
Haustrümmern herausgeschafft."
Es geht ans dieser Beschreibung klar hervor, daß die Lauine
eine Grundlauine war, die ihren Grund auf der Eiskruste des alten
Schnees hatte und als Oberlauine abfuhr.
Aus dem südlichen Schwarzwald (Forstbezirk Säckingen) theilt
Herr Oberförster Weng er mit, daß am 21. Dezember 1860, gegen
9 Uhr Morgens, nach vorausgegangenem Thau- und Regenwetter
eine Grundlauine in einer Gebirgsmulde, der sogenannten Steinegg
höfe (Gemarkung von Wehr) angebrochen und geräuschlos, aber mit
beschleunigter Geschwindigkeit abgefahren sei, in ihrem Lauf ein Haus
mit drei Personen mit sich reißend, die alle umkamen.
Zur Bildung der Lauine soll Bewässerung der, ob den Steinegg
höhen liegenden Wiesen beigetragen haben, welche das Schneeschmelz-
und Regen-Sickerwasser noch vermehrt.
Aus den Karpathen theilte mir Herr Professor Kolben-
hezer in Rielitz Beobachtungen seines Freundes, Herrn Blasy, in
Felka, über Lauinen in den Centralkarpathen, der Hohen Tatra, mit.
Während dessen langjährigem Aufenthalt in dem, am Süd-
abhange der Schlagendorfer Spitze (2478 m ) gelegenen Badeorte Schmeks
(Tatra-Füred, ungarisch), 1002»» Seehöhe, traf es sich fast jedes Früh
jahr (März und April), daß Nachmittags ein donnerähnliches Tosen
gehört wurde, worauf sich eine Schneewolke mit ungeheurer Schnellig
keit durch die Wasserrinnen, welche sich von der Schlagendorfer Spitze
zu den sogenannten Ziegensteinen hinunterziehen, niedersenkte.
Herr Blasy stieg zwei Mal nach solchen Lauinengängen bis
zum oberen Ziegenstein und fand die dortige tiefe Schlucht stets mit