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Westwind Winterszeit große Schneemassen herführt und als Schnee-
gwehten über die Kante hinauswirft und an ihr zugleich Schneeschilde
bildet.
Ein solcher großer Schild brach Ende Januar 1878 ab, zerstörte
20—30 Hektaren eines uralten Fichtenbestandes, verschüttete den
Klausenhof und füllte das Thal mit einer ungeheuren Schneemasse an.
In obigem Fichtenwald stund eine Holzhauerhütte, in der sich
eben sieben Mann befanden. Vier derselben sprangen, durch das
Zusammenbrechen des Fichtenwaldes aufgeschreckt, aus der Hütte
heraus, wurden aber von der Lauine ersaßt und aus den jenseitigen
Thalhang getragen, ohne Schaden zu nehmen. Die in der Hütte
zurückgebliebenen drei Mann wurden mit derselben in's Thal geführt
und kamen unter den T ümmern um.
Vor 15 Jahren soll im gleichen Thale eine Lauine 16 Zug
ochsen und 8 Arbeiter getödtet haben.
Begeben wir uns nun in den hohen Norden, nach der Skandi
navischen Halbinsel.
In Schweden ist, wie dieß schon nach dem Ausbau seiner
Gebirge angenommen werden darf, weder die Verbreitung der Lauinen
noch die Größe derselben von Bedeutung, wogegen Norwegen in
seinen steil gegen das Meer abfallenden Berghängen zahlreiche, sowohl
Staub- als Grundlauinen besitzt. Auch hier spielen, nach gefälliger
Mittheilung des Herrn H esti, schweizerischer Consul in Christiania,
die Schneegwehten und Schneeschilde bei der Bildung von Lauinen
eine große Rolle.
Herr Hesti traf aus seinen Gebirgsreisen einen Verbau, eine
gemauerte Spaltecke, an einen kleinen Hügel angebaut, um eine Lauine
zum Schutze einiger Gebäulichkeiten zu theilen; also ganz wie bei
uns in den Alpen.
Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die Gebirge Ruß
lands, so ist der Ural zu niedrig, zu wenig steil abfallend, um
Lauinen zu besitzen.