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Wo im höheren Norden die Gebirgsrücken unbewaldet sind,
theilt mir Herr Middendorf, Ehrenmitglied der Akademie der
Wissenschaften von St. Petersburg, mit, da fegen die Stürme den
Schnee von allen freien Stellen in Klüfte und Thäler hinein, wo er
in klafterhohe Lagen unter dem Einflüsse der Sonnenwärme zu jener
Masse der sogenannten Eisthäler und Aufeis-Massen sich umbildet,
welche im IV. Band feiner sibirischen Reise beschrieben sind.
Im Kaukasus ist, nach Mittheilungen des Herrn Staatsrath
Abich, das Auftreten der Lauinen ein beschränktes und finden erheb
liche Stürze eigentlich nur innerhalb des Bereiches der tiefsten Ein
sattlung der centralen Hauptkette statt, da, wo auch die stärkste
Verwitterung und Steilstellung des Schiefergebirges sich vorfindet.
Eine Ausnahme macht die kaukasische SüdsÄte, das Schiefergebirge
des nordwestlichen Ostasiens.
Am größten ist die Lauinengefahr auf der obersten Stufe des
Terek-Hochthales, zwischen dein Gutgorapasfe (2425 111 ü. M.) und der
Station Kobi, auf der kaukasischen Nordfeite (2003°*).
In Verbindung mit den Abrutschungen von Schutt und Trümmern
und den Steinfchlägen, welche durch das ganze wilde Thal bis über
die Danielschlucht (1256 m ) hinaus fortwirken, sind es die Lauinen
in der Kobischlucht, welche der Offenhaltung des einzigen fahrbaren
Verbindungsweges zwischen Trans- und Ciskaukasien, mit Beginn
jeden Frühjahrs, die größten Schwierigkeiten bereiten. Selten vergeht
ein Jahr, daß nicht in demselben Reisende, Straßenaufseher, Soldaten
oder Arbeiter ihren Tod finden.
Seit Besitznahme des Kaukasus durch Rußland wurde gegen
diese Gefahren und Hemmung des Verkehrs mit Aufwendung
bedeutender Kosten angekämpft und haben sich schließlich, nach vielen
vergeblichen Versuchen die Galerien, wie wir sie in unseren Alpen
besitzen, als das zweckmäßigste Schutzmittel erwiesen. Vorläufig
behilft man sich hauptsächlich mit Holzkonstruktionen.
Coaz, Lauincn der Schweizeralpen.
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