Full text: Die Lawinen der Schweizeralpen

14 
der übrige sickert in den Schnee ein, durchtränkt denselben auf eine 
gewisse Tiefe oder dringt bis auf den Boden durch und weicht den 
selben allmälig aus. 
Hiebei sinkt der Schnee in sich selbst zusammen und setzt sich, 
bis das Thermometer wieder auf den Nullpunkt sinkt und der Schnee 
mit dem in ihm enthaltenen Wasser zusammensriert. Durch Wieder 
holung dieses Prozesses geht der Schnee allmälig in Firn über. Das 
Abschmelzen, Sichverflüchtigen und Sichsetzen des Schnees hängt ab 
von der Temperatur, der relativen Feuchtigkeit der Luft, dem bedeckten 
oder freien Himmel und von den Windströmungen. 
In unsern Alpen ist der Föhn ein bekannter Schneesresser, und 
wenn sich ihm noch ein warmer Regen beigesellt, so fällt der Schnee 
rasch zusammen, im Frühling macht er rasch reinen Tisch. 
Das sind dann die durch Auftreten von Laninen, Erdschlipfen 
und Anschwellen der Gebirgsbäche gefährlichen Zeiten. 
Der Föhn hat deßhalb einen so gewaltigen Einfluß auf den 
Schneeschmelz, weil er die Luftschichten gewaltig durcheinander 
bewegt und dadurch auch diejenigen der Schattseiten rasch erwärmt, 
was die Sonne lange nicht in dem Maße vermag; auch wirkt er 
Tag und Nacht mit fast gleicher Temperatur fort, während die 
Sonne auf kurze Tage und mit voller Kraft nur auf Tage mit 
unbewölktem Himmel beschränkt ist. Endlich verursacht der Föhn 
durch seine relative Trockenheit die Verflüchtigung eines großen 
Theils des Schneewassers. 
Man dürfte anzunehmen versucht sein, daß in schneereichen 
Wintern die Lauinen regelmäßig häufiger auftreten, als in schnee 
armen. Das ist aber nicht der Fall, indem gerade der Föhn, 
wenn er anhaltend weht, eine Menge Schmelzwasser verflüchtigt. 
Kommt dazu noch der Umfiand, daß der Boden vor dem Einschneien 
nicht gefroren war und das Schmelzwasser aufnimmt, so kann der 
Winter und das Frühjahr ohne besonders zahlreiche Lauinenfälle 
vorübergehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.