Full text: Die Lawinen der Schweizeralpen

oder kleiner ist, als das Abschmelzen an seinem Ende. Es mag nun 
das Eine oder Andere stattfinden, so werden sich beim Abschmelzen 
von der äußersten Gletscherwand immer einige Eistrümmer lostrennen 
und wenn der Gletscher einer Felswand oder einem abschüssigen 
Hang anliegt, im Sturze zertrümmern. 
Ist nun die sich ablösende Eismasse eine sehr große, was haupt 
sächlich beim Vorrücken des Gletscherendes eintritt, und die darunter 
liegende Felswand oder der schroffe Hang von bedeutender Höhe, 
so zerstiebt die Eismasse in kleine Eistheilchen, welche in Form und 
Wirkung einer Staublauine in's Thal stürzen. 
Treten wir nun auf die, außer der Beschaffenheit des Schnees 
liegenden Bedingungen, unter welchen sich Lauinen bilden, etwas 
näher ein. 
Hiebei kommt zunächst die geologische Formation des 
Gebirges in Betracht. Massengebirge sind der Bildung von Lauinen, 
bei übrigens gleicher Steilheit des Hanges, weniger günstig als 
geschichtete, und letztere sind derselben wieder aus der Seite des 
Schichtenfalls günstiger als ans derjenigen der Schichtenköpfe. Unsere 
Granit- und granitischen Gneißgebirge werden somit weniger Lauinen 
besitzen als Glimmerschiefer, Kalk, Flysch, Bündnerschiefer rc. Bei 
letztem ist die Schichtseite dem Abrutschen des Schnees um so 
günstiger, je mehr Quell- und Sickerwasser an ihr zu Tage treten. 
In unseren Gebirgen sind aber sehr häufig die Seiten des 
Fallens der Schichten weit lveniger steil als diejenigen der Schicht 
köpfe, die oft in fast senkrechten, lvenn auch durch zahlreiche kleine 
Vorsprünge unterbrochenen Felswänden sich erheben, so daß von 
letzteren doch mehr Lauinen abfahren als von ersteren. 
Sehr auffallend zeigt sich dies am Heinzenberg, dessen westliche, 
in's Safierthal abfallende Seite trotz der dort zu Tage tretenden 
Schichtköpfe eine Unzahl von Lauinen in die Rabiusa wirft, während 
die östliche, die Schichtseite, fast keine zählt.
	        
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