Full text: Die Lawinen der Schweizeralpen

46 
Die Grundlauinen, zu denen auch die ebeu beschriebenen gehören, 
sind in ihrem Abfahren an die Bodengestaltung gebunden und folgen, 
ähnlich dem Wasser, den Vertiefungen. Sie besitzen ein mehr oder- 
weniger ausgedehntes Sammelgebiet in den Mulden oder Hängen 
des Hochgebirgs. Bei Mulden bildet der früher erwähnte Schrnnd 
die obere Grenze der Anbruchstelle, an Hängen verläuft diefe Linie 
unregelmäßig und zieht sich meist in unterbrochener, von der horizon 
talen oft stark abweichender Bogenlinie hin. 
Gewöhnlich bricht die Grundlauine rutschend, gleitend los, sie 
überstürzt sich aber später, wenn sie in steileres und besonders felsiges 
Terrain geräth, und in Rinnen und Trichtern werden die Schnee- 
massen zusammengedrängt und gepreßt. 
Aehnlich wie bei einem Gewässer liegt die größte Schnelligkeit 
der Bewegung in der Mitte der Lauine, wo bei geradem Verlaus 
auch die größte Masse und geringste Reibung vorhanden ist; in den 
Abbiegungen von der Geraden wirft sich die Lauine auf die äußere 
Kurve, wobei sie Wald, Rasen, Boden und Felstrümmer von den 
Hängen im Vorbeistreichen los- und mit sich fortreißt. Ist diese 
Seitenwand des Lauinenzuges nicht hoch, so kann sich die Lauine 
sogar über dieselbe hinaus in eine andere Hangvertiesung werfen. 
Die Stanblauinen gehen am häufigsten bei Schneefällen wäh- 
rend niedriger Temperatur und besonders, wenn dieselben von Wind 
begleitet sind. 
Ueber den Einfluß der Witterungsändernng auf das Abfahren 
von Lauinen enthält die Oomptes-rendus des seances de l’Academie 
des Sciences, Band 87 (1878), S. 307, eine Mittheilung des Herrn 
Ch. Düsvur. Er sagt, daß ans seinen Reisen die Bewohner der 
Alpen ihn verschiedentlich versichert hätten, daß selten Lauinen ziehen, 
tvenn der Himmel bedeckt sei, aber daß sie sofort und in großer 
Anzahl sich bilden, tvenn es aufheitere und dies insbesondere des 
Morgens. Die Mönche auf dem Großen St. Bernhard sollen diese 
Aussage bestätigt haben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.