Full text: Die Lawinen der Schweizeralpen

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Zeit gelagerten Schnees. Durch den Sturz und namentlich das 
Gleiten und Ueberwerfen des Schnees, besonders in engen Thälchen 
und Rinnen, wird derselbe zu einer sesten Masse zusammengeschlagen 
und gepreßt. Die Dichtigkeit kann infolge dessen keine gleichmäßige 
sein, auch finden sich zahlreiche kleinere und größere Zwischenräume, 
Höhlungen und Spalten vor, welche sich beim Abschmelzen des 
Kegels erweitern und sich oft in tuffsteinähnliche bizarre Gebilde 
umgestalten, welche in den größern Räumen kleine, den Stalaktiten 
und Stalakmiten ähnliche Bildungen von Schneezäpfchen zeigen. 
Die Grundlauinen führen Felstrümmer, Steine, Erde, Rasen 
stücke, Wurzeln, Baumstämme, Aeste, hie und da Trümmer von 
Zäunen und Gebäulichkeiten mit sich, endlich von der Lauine erfaßte 
Thiere und Menschen. 
Nach einem Verzeichniß des Wildwärters in Pontresina wurden 
in Lauinenkegeln seines Reviers im Frühling 1879 todt gefunden: 
1 Murmelthier, 1 Birkhenne, 1 alter Fuchs und 8 Gemsen. 
Daß auch der Beherrscher der Lüste, der Adler, von Lauinen 
erreicht wird, belegt folgender Fall: 
Anfangs Oktober 1878 brach die annähernd l km breite Lauine 
zwischen dem Siedelbach und Tiefenbach, an der Furka (Uri), los und 
begrub eine Anzahl Schafe. Beim sofortigen Ausgraben derselben 
fand man an einem Felsblock einen noch lebenden, sehr schönen, 
1.80™ spannenden Adler. 
Die Größe der Lauinenkegel hängt vom Gebiete ab, welches 
die Lauine bestrichen, und von der Höhe des Schnees, welcher das 
selbe bedeckte. Der Kegel einer Grundlauine, die ihre Schneemasse 
zusammenhält, ist verhältnißmäßig immer größer als derjenige einer 
Staublauine, die einen großen Theil ihres Schnees weithin verstäubt 
und weit und breit Alles bepudert. 
Ost bestehen die Lauinenkegel aus Anhäufungen mehrerer Lauinen- 
günge im gleichen Zug, oder es vereinigen sich mehrere Lauinenzüge 
in der Tiefe und lagern ihre Schneemassen über oder neben einander.
	        
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