61
(angefüllt). Der Staub dieser Lauine war so gewaltig, daß man
seinetwegen de:: Kirchthurm eine Weile nicht mehr sehen konnte
(also Staublauine). Man hat gewissen Bericht, daß an diesem Tage
die Lauine über 21 Häuser geschossen *).
„Am Frühling dieses Jahres ist bei den gemeinen Gadmen bis am
25. Mai Schnee gelegen. Bei der Schärmebruck konnte man noch den
26. Mai mit geladenen Pferden über den Schnee fahren, wie über
eine Brücke. Schnee befand sich dort bis am 6. Heumonat."
Bon der am 26. März abgegangenen Zuglauine, welche Ställe
zertrümmerte und eine Menge Vieh tvdtete, wird erzählt:
„Ein Knabe, der im Zugsgaden * 2 3 ) das Vieh fütterte, kam
wunderbar mit dem Leben davon. Er hatte sich, als die Lauine
ging, in der „Rüschlen" hinter einen Stein gelegt. Nach einer Weile
nahm er das Messer aus der Tasche und grübelte den Schnee weg,
um sich hervorzuarbeiten. Indeß würde er bald haben sterben
müssen, wenn ihm nicht Jemand zu Hüls gekommen wäre."
Weiter wird erzählt:
„Merkwürdig war die Rettung des Konrad Ladner, welcher am
selben Tag von der Lauine im Wiesli ergriffen wurde, als er auf
dem inneren Bord die Tränke entschorench. Sie schlug ihn hinunter
in den Bach und an das andere Ufer. Unterdessen wurde das
Wasser von der so plötzlich herabgestürzten Schneemaffe am Abfluß
verhindert und hoch aufgeschwellt, was zur Folge hatte, daß der
Schnee nach und nach unterfressen wurde, so daß er sich senkte und
zu beiden Seiten entzweispaltete. Nun traf es sich merkwürdiger
weise, daß sich eine dieser Spalten gerade über dem im Schnee
liegenden, noch lebenden Mann öffnete, so daß er sich aus seinem
kalten, wohl 7' tiefen Schneegrabe retten konnte."
1) Die an lauinengefährlichen Orten stehenden Gebäulichkeiten erhalten auf
der Bergseite eine Schutzmauer, von der wir später sprechen werden. Deßhalb
wurden nicht mehr Häuser zerstört.
2 ) Gaden werden Ställe genannt, gewöhnlich kleinere.
3 ) Den Koth wegscharren.