Full text: Die Lawinen der Schweizeralpen

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(angefüllt). Der Staub dieser Lauine war so gewaltig, daß man 
seinetwegen de:: Kirchthurm eine Weile nicht mehr sehen konnte 
(also Staublauine). Man hat gewissen Bericht, daß an diesem Tage 
die Lauine über 21 Häuser geschossen *). 
„Am Frühling dieses Jahres ist bei den gemeinen Gadmen bis am 
25. Mai Schnee gelegen. Bei der Schärmebruck konnte man noch den 
26. Mai mit geladenen Pferden über den Schnee fahren, wie über 
eine Brücke. Schnee befand sich dort bis am 6. Heumonat." 
Bon der am 26. März abgegangenen Zuglauine, welche Ställe 
zertrümmerte und eine Menge Vieh tvdtete, wird erzählt: 
„Ein Knabe, der im Zugsgaden * 2 3 ) das Vieh fütterte, kam 
wunderbar mit dem Leben davon. Er hatte sich, als die Lauine 
ging, in der „Rüschlen" hinter einen Stein gelegt. Nach einer Weile 
nahm er das Messer aus der Tasche und grübelte den Schnee weg, 
um sich hervorzuarbeiten. Indeß würde er bald haben sterben 
müssen, wenn ihm nicht Jemand zu Hüls gekommen wäre." 
Weiter wird erzählt: 
„Merkwürdig war die Rettung des Konrad Ladner, welcher am 
selben Tag von der Lauine im Wiesli ergriffen wurde, als er auf 
dem inneren Bord die Tränke entschorench. Sie schlug ihn hinunter 
in den Bach und an das andere Ufer. Unterdessen wurde das 
Wasser von der so plötzlich herabgestürzten Schneemaffe am Abfluß 
verhindert und hoch aufgeschwellt, was zur Folge hatte, daß der 
Schnee nach und nach unterfressen wurde, so daß er sich senkte und 
zu beiden Seiten entzweispaltete. Nun traf es sich merkwürdiger 
weise, daß sich eine dieser Spalten gerade über dem im Schnee 
liegenden, noch lebenden Mann öffnete, so daß er sich aus seinem 
kalten, wohl 7' tiefen Schneegrabe retten konnte." 
1) Die an lauinengefährlichen Orten stehenden Gebäulichkeiten erhalten auf 
der Bergseite eine Schutzmauer, von der wir später sprechen werden. Deßhalb 
wurden nicht mehr Häuser zerstört. 
2 ) Gaden werden Ställe genannt, gewöhnlich kleinere. 
3 ) Den Koth wegscharren.
	        
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