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Die Kapelle war bergwärts mit einer Schutzmauer (Spaltecke)
versehen, die aber inwendig hohl und daher zu schwach war, um
der Lauine widerstehen zu können.
Der Lauinenkegel hatte eine höchste Höhe von 40°°, eine Länge
von 350 m und eine Breite von 50°°. Der Kubikinhalt betrug zirka
350,000 m 3 . Drei beiliegende Lithographien geben ein Bild dieses
allerdings etwas zusammengeschmolzenen, aber immer noch gewal-
tigen Lauinenkegels und zugleich des Dorfes Fontana.
Auch die Ortschaften Billa und Bedretto sind sehr von Lauinen
bedroht; wir werden später auf dieselben zurückkommen.
Vom Gotthardhospiz bemerken wir noch, daß den 10. April 1775,
um Mitternacht, das Wohnhaus der damals dort stationirten Kapu
ziner sammt der angebauten Kapelle und der Stallung von einer
Lanine theils zerstört, theils beschädigt wurde. Der Postknecht und
vier Reisende, die eben da übernachteten, wurden gerettet.
Die „Neue Zürcher Zeitung" berichtete in Nr. 44 vom 28. Januar
1879 Folgendes über einen Lauinenunfall auf der Südseite des
Gotthard:
„Die Post, welche Morgens 5 Uhr von Luzern abgeht, 12 Uhr
50 Minuten in Andermatt ankommt und 3 Uhr 40 Minuten sich
auf dem Gotthard befindet, hatte sich gestern, den 24. Januar, wegen
des schlechten Wetters etwas verspätet, hätte aber immerhin noch
nach Airolo hinabkommen und in Biasca den letzten Eisenbahn
zug erreichen können, wenn sie nicht von einem schweren Unfall
betroffen worden wäre, der glücklicherweise keine ernsten Folgen
gehabt hat.
Die lange Reihe der Schlitten fuhr um 4 Uhr vom Hospiz weg
gegen Airolo zu; bei der ersten großen Biegung der Straße zwischen
den: Hospiz und dem Zufluchtshaus San Giuseppe bemerkten der
eidgenössiche Konduktur Patocchi und die Postillone, daß sich vom
Gipfel des Berges eine gewaltige Lauine loslöste. Sofort ließen
sie den Nothruf erschallen; man sprang aus den Schlitten und rannte