±02 Achte Vorlesung.
daß sie denfelö-n auf entgegengesetzte Art (z. B. das eine
Gewicht aufwärts, das andere abwärts) zu drehen streben,
so pflegt man das eine Gewicht die Rrafk, und das andere
die Last zu nennen, und gemeiniglich wird bey ungleichen
Gewichten das größere die Last, und das kleinere die Kraft
genennt. Ein Hebel, bey dem Kraft und Last auf entge
gengesetzten Seiten des Ruhepunctes angebracht sind, (wie
Fig. Zo) heißt ein doppelarmiger Hebel. Sind aber an
einem Hebel Kraft und Last beyde an einer und derselbe»
Seite des Ruhepunctes angebracht, wie (Fig. Zi) so wird
er ein einarmiger Hebel genennt. Die Abstände der Rich
tungen der angebrachten Kräfte heißen in beyden Fallen die
Hebelsarme. Am doppelarmigen Hebel fFig. 30.) sind
AC, BC, und am einarmigen Hebel (Fig. ZI.) sind auch
AC, BC die Hebelsarme; AP, BO (Fig. 30.) und AP„
BD (Fig. Zt.) sind die Richtungen der am Hebelangebrach,
ken Kräfte. Ein physischer oder materieller Hebel ist end
lich jede Stange, jeder Hebbaum, der von den angebrach
ten Kräften nicht merklich gebogen wird. Denn jede Stan
ge wird zum Heben, oder um eine Last zu erhalten unbrauch
bar, sobald sie sich unter der Last merklich beugt; die Un
biegsamkeit ist daher eine wesentliche Eigenschaft eines jeden
Hebels. Man betrachtet zu erst den leichtesten Fall, nähm
lich den Hebel ohne Schwere, oder den mathematischen,
den unmateriellen Hebel, wo man bloß die angebrachten
Kräfte, und die Abstände ihrer Richtungen vom Ruhepuncte
in Erwägung zieht; der Einfluß der Materie, oder des Ge
wichtes des Hebels kann in der Folge nachgehohlet werden.
Die am Hebel angebrachten Kräfte kann man durch Gewichte
vorstellen; wenn nun diese frey herabhangen, und ihre Rich
tungen auf die Hebelsarme senkrecht.sind, so muß der He.
bel eine horizontale Lage haben. Aus diesem Gesichtspuncte
wird nun der Hebel betrachtet; was von angebrachten Ge
wichten erwiesen wird, findet auch bey anderen Kräften statt.