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Dritter Abschnitt. §. 6.
Setzen wir den ersten Fall als Grund der Magnetisirung eines Eisen
stabes, d. h. nehmen wir an, dass durch die magnetisirende Kraft die in den
Molekülen vorhandenen magnetischen Fluida, welche bis dahin vereinigt
waren, geschieden werden; so sind wieder mehrere Fälle möglich in Bezug
auf die Art, in welcher man sich durch diese Scheidung die Steigerung der
magnetischen Intensität hervorgebracht denken kann. Die magnetische
Intensität kann man sich nämlich gesteigert denken
1) dadurch, dass die Fluida in jedem einzelnen Moleküle weiter von
einander entfernt werden, oder
2) dadurch, dass eine grössere Menge der vereinigten Fluida geschie
den wird.
Den ersten dieser Fälle zieht Weber nicht in Betracht, weil derselbe
von keinem Physiker als möglich angenommen wird und also der Wider
legung nicht bedarf. Dass man aber eine solche Annahme nicht macht, hat
seinen Grund darin, dass diese Theorie des Magnetismus, nach welcher
Fluida geschieden werden sollen, nach Analogie mit der Elektricitätslehre
gebildet ist, bei welcher man anzunehmen gezwungen ist, dass durch Steige
rung der elektrisirenden Kraft immer grössere Mengen der beiden polaren
Flüssigkeiten geschieden werden.
Findet nun die Steigerung der Magnetisirung dadurch statt, dass eine
grössere Menge der magnetischen Fluida geschieden wird, so wird die hier
zu behandelnde Frage eine andere Lösung erhalten, je nachdem man an
nimmt, die scheidbaren Mengen der magnetischen Fluida seien endlich oder
unendlich gross. Nach der Analogie mit der Elektricitätslehre müssen wir
unerschöpfliche Mengen von scheidbarem magnetischen Fluidum in
jedem Moleküle voraussetzen. Ist aber dies der Fall, so folgt daraus, dass
der Magnetismus mit der Grösse der scheidenden Kraft bis ins Unendliche
wachsen müsse. Diese Annahme würde also Geltung haben, wenn die Be
hauptung von Buff und Zamminer begründet wäre, dass nämlich ein
Sättigungszustand des Eisens nicht existirte.
Nehmen wir endlich unter der Voraussetzung von scheidbaren magne
tischen Fluidis an, dass durch die Steigerung der magnetisirenden Kraft
allmälig das ganze in den Molekülen vorhandene Fluidum geschieden
würde, dass also die Menge desselben nicht unerschöpflich wäre; so müsste
allerdings in diesem Falle eine Gränze der Magnetisirung vorhanden sein.
Der Sättigungszustand müsste alsdann in der Weise auftreten, dass bei ge
steigerter Kraft der Magnetismus regelmässig derselben proportional bis zu
einer bestimmten Gränze wüchse, über welche hinaus dann keine weitere
Zunahme stattfinden dürfte. Dies stimmt aber ebenfalls nicht mit der