134
Vierter Abschnitt. ■ §. G.
Lenz und Jakobi beobachteten die Abweichung von der genannten
Proportionalität an Hufeisenmagneten und hielten sie für eine Eigenthüm-
liclikeit derselben. Sie sagen: „Dass die Anziehungskräfte sich verhalten
wie die Produkte aus den magnetischen Intensitäten (zweier auf einander
wirkender magnetischer Stäbe) ist ein ganz allgemeines Gesetz, das hei
allen magnetischen Intensitätsuntersuchungen zum Grunde gelegt wird. Dass
bei der Anziehung hufeisenförmiger Magnete Modificationen eintreten, tliut
dem Gesetze an sich weiter keinen Eintrag u. s. w.“') Ich mache hier noch
einmal darauf aufmerksam, dass das allgemeine Gesetz heisst: Die An
ziehung ist dem Quadrate der Summe der magnetischen Inten
sitäten proportional, nicht den Produkten! —
Dass Lenz und Jakobi an Hufeisen nicht die Anziehung, sondern
nur die Tragkraft messen, und hier nicht das Gesetz wie hei der an
Stäben beobachteten Anziehung finden, veranlasst sie zu der Meinung, als
folgten Hufeisen überhaupt einem anderen Gesetze als gerade Stabmagnete.
Messungen, welche ich mit geraden elektromagnetischen Cylindern und eben
solchen Ankern unternahm, zeigten den von Lenz und Jakobi vorausge
setzten Unterschied zwischen geraden Stäben und Hufeisen nicht. Die
Tragkraft der Stabmagnete zeigte sich, wie die der Hufeisen, auch stets in
geringerem Verhältniss als das Quadrat der Stromstärke, allein in viel
grösserem als dem einfachen der Ströme.
A. Tragkraft der geraden Elektromagnete.
2. Noch bevor ich die folgenden Beobachtungen veröffentlicht hatte,
erschien die vorn erwähnte Abhandlung von Tyndall, 2 ) in welcher er den
Satz ausspricht: „Die gegenseitige Anziehung zwischen Kugel (Anker) und
Magnet, wenn beide in Berührung sind (d. i. Tragkraft), ist daher der Stärke
des Magneten proportional.“ Die zum Beweise dieses Satzes angeführten
Versuchsreihen bestätigen den Satz vollkommen, so dass ich Anfangs zu der
Meinung geführt wurde, das Verhältniss müsse hei Kugeln ein anderes sein
als bei cylindrischen Ankern, welche ebene Polflächen haben.
Nun erhält aber Tyndall in Bezug auf die Anziehung mit Kugeln
dasselbe Resultat wie Lenz und Jakobi es schon früher ausgesprochen
hatten, dass nämlich die Anziehung dem Quadrate der Ströme pro
portional sei, während von diesen Experimentatoren doch stabförmige Anker
angewandt worden waren. Hält man diese beiden von Tyndall aufge
stellten Gesetze zusammen, so ergiebt eine einfache Betrachtung, dass eines
derselben unmöglich ist.
*) Pogg. Ann. 47 pag. 418, auch pag. 403.
! ) Ebendas. 83 pag. 1.